Deutsche Tageszeitung - Frankreich bringt Digitalsteuer auf den Weg

Frankreich bringt Digitalsteuer auf den Weg


Frankreich bringt Digitalsteuer auf den Weg
Frankreich bringt Digitalsteuer auf den Weg / Foto: ©

Frankreich hat eine neue Digitalsteuer für Internetriesen wie Google und Amazon auf den Weg gebracht. Finanzminister Bruno Le Maire stellte die Abgabe am Mittwoch im Kabinett vor. Eine Verständigung der EU auf eine gerechtere Besteuerung von Online-Konzernen scheitert bisher am Widerstand Deutschlands und anderer Länder. Die EU-Kommission nannte das französische Vorangehen "willkommen".

Textgröße ändern:

Le Maire sagte in Paris, in diesem Jahr werde der Fiskus voraussichtlich 400 Millionen Euro durch die neue Steuer einnehmen, die rückwirkend zum 1. Januar gelten soll. Bis 2022 soll der Erlös dann stufenweise auf 650 Millionen Euro jährlich steigen.

"Die Schätzung basiert auf dem Anstieg des Umsatzes der Internet-Giganten, den wir seit fünf Jahren in Frankreich beobachten", sagte Le Maire zu der sogenannten Gafa-Steuer - die Abkürzung steht für die Konzernnamen Google, Apple, Facebook und Amazon. Die erste Parlamentsdebatte ist im April geplant.

Die Abgabe von drei Prozent wird von allen Konzernen verlangt, die mit ihrem Digitalgeschäft mehr als 25 Millionen Euro Umsatz in Frankreich machen und rund 750 Millionen Euro weltweit. Zu den besteuerten Aktivitäten gehören unter anderem Online-Werbung und der Verkauf und die Verwendung von Nutzerdaten.

Von der französischen Steuer dürften rund 30 Konzerne betroffen sein - darunter auch deutsche, wie Le Maire der Zeitung "Le Parisien" gesagt hatte. Vorwiegend entfällt die Abgabe aber auf US-Unternehmen. Namentlich nannte Le Maire den Fahrdienstleister Uber, den Ferienwohnungs-Vermittler Airbnb und das französische Online-Werbeunternehmen Criteo.

EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici begrüßte das französische Vorgehen. Es trage dazu bei, "den politischen Druck für eine rasche europäische Lösung aufrecht zu erhalten", betonte er.

Bisher scheitert eine Einigung auf EU-Ebene am Widerstand von Deutschland, Irland, Schweden, Dänemark und Finnland. Die Bundesregierung befürchtet durch eine Digitalsteuer eine Verschärfung des Handelskonflikts mit den USA. Auch beim nächsten Treffen der EU-Finanzminister am Dienstag kommender Woche dürfte die nötige Einstimmigkeit verfehlt werden.

Der Grünen-Europaabgeordnete Sven Giegold warf der Bundesregierung eine "Blockadehaltung" bei dem Thema vor. Sie führe "über kurz oder lang zu einem Flickenteppich nationaler Einzelregelungen in der EU", erklärte er in Brüssel. Neben Frankreich haben unter anderem auch Österreich, Großbritannien, Spanien und Italien nationale Gesetze angekündigt.

Frankreich strebte eine EU-weite Digitalsteuer ursprünglich bis zur Europawahl Ende Mai an. Mit der Bundesregierung verständigte sich Paris dann aber darauf, eine abgespeckte Form der Abgabe zunächst auf Ebene der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) voranzutreiben, der auch die USA angehören. Die US-Regierung hat grundsätzlich Offenheit für Verhandlungen signalisiert.

Bisher zahlen große Internetkonzerne in Europa kaum Steuern, da sie in vielen Mitgliedstaaten keine Filialen haben. Deshalb hatte die EU-Kommission vor knapp einem Jahr eine Steuer auf den Umsatz in verschiedenen Ländern vorgeschlagen, wie sie nun auch Frankreich vorsieht.

(N.Loginovsky--DTZ)

Empfohlen

UN-Naturschutzgipfel einigt sich auf ein Gremium zur Vertretung indigener Völker

Bei der weltweit größten Naturschutzkonferenz im kolumbianischen Cali haben sich die Teilnehmer auf die Gründung eines Gremiums geeinigt, das die Interessen der indigenen Völker im Rahmen der UN-Konvention über die biologische Vielfalt vertritt. Die 196 Teilnehmerstaaten einigten sich am Freitag auf ein "ergänzendes Gremium", das sich den "Angelegenheiten, die für indigene Völker und lokale Gemeinschaften von Bedeutung sind", widmen soll. Es war der erste große Durchbruch bei der seit fast zwei Wochen andauernden COP16, bei der die Teilnehmer nach wie vor nach einer Lösung für die Finanzierung des Naturschutzes suchen.

Dämpfer vom US-Arbeitsmarkt kurz vor der Präsidentschaftswahl

Ein Dämpfer vom Arbeitsmarkt wenige Tage vor der US-Präsidentschaftswahl: Infolge von zwei Hurrikans und Streiks hat sich der Arbeitsmarkt in den USA im Oktober erheblich schlechter entwickelt als von Analysten erwartet. Wie das Arbeitsministerium am Freitag in Washington mitteilte, wurden im Oktober nur 12.000 neue Jobs geschaffen, während Analysten mit 110.000 neuen Stellen gerechnet hatten.

Streit um Haushalt und Wirtschaft: Debatte um Zukunft der "Ampel"

Angesichts weit auseinander liegender Positionen in der Wirtschafts- und Haushaltspolitik nimmt die Debatte über die Zukunft der Ampel-Koalition an Fahrt auf. Kanzler-Sprecher Steffen Hebestreit betonte am Freitag zwar, er habe "nicht den Eindruck, dass irgendwer dabei ist, sich in die Büsche zu schlagen". Mehrere FDP-Vertreter bekräftigten jedoch, für sie hänge der Verbleib im Regierungsbündnis von den Entscheidungen der kommenden Wochen ab.

IG Metall will im Tarifstreit am 11. November "Lösungsversuch starten"

Im Tarifstreit in der Metall- und Elektroindustrie stehen die Zeichen auf Kompromissbereitschaft: Die IG Metall erklärte am Freitag, sie wolle in der vierten Verhandlungsrunde am 11. November einen "Lösungsversuch" starten. Die Gewerkschaftsspitze habe die IG-Metall-Bezirke Küste und Bayern beauftragt, zusammen mit den Arbeitgebern "eine Lösung zu finden", teilte Gewerkschaftschefin Christiane Benner mit. "Die Intensität und Ernsthaftigkeit der Gespräche in Nord und Süd bewerten wir positiv."

Textgröße ändern: