Automanager Carlos Ghosn hofft auf baldige Freilassung
Nach mehr als drei Monaten Haft in Japan kann der Automanager Carlos Ghosn auf baldige Freilassung hoffen: Ein Gericht in Tokio ordnete am Dienstag die Haftentlassung gegen Kaution an, allerdings legte die Staatsanwaltschaft umgehend Widerspruch ein. Ein zweiter Richter muss nun entscheiden. Ghosns Anwalt rechnet mit einer Freilassung seines Mandanten am Mittwoch.
Das Gericht legte die Höhe der Kaution auf eine Milliarde Yen (knapp acht Millionen Euro) fest. Ghosns Anwalt Junichiro Hironaka erklärte am Dienstag, "wir schaffen es nicht, das Geld heute noch aufzutreiben".
Zudem ordnete das Gericht an, dass Ghosn nach einer Freilassung auf Kaution in Japan bleiben muss. Die Staatsanwaltschaft, die Widerspruch einlegte, könnte auch neue Vorwürfe erheben und so die Untersuchungshaft von Ghosn erneut verlängern. Laut japanischem Gesetz kann die U-Haft 22 Tage dauern und mehrfach um einen Monat je Anklagepunkt verlängert werden.
Der mächtige Automanager war am 19. November überraschend in Japan festgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm unter anderem vor, er habe jahrelang ein zu niedriges Einkommen bei Nissan deklariert und persönliche Verluste auf den Autobauer übertragen. Der einstige Vorzeigemanager, der auch jahrelang beim französischen Autobauer Renault die Geschicke lenkte, bestreitet die Vorwürfe und sieht sich als Opfer einer Verschwörung.
Mitte Februar wechselte Ghosn sein Anwaltsteam in Japan aus. Sein neuer Hauptverteidiger Hironaka hatte am Montag gesagt, er habe einen "überzeugenden" Antrag auf Haftentlassung vorgelegt; es wäre für ihn nicht "verwunderlich", wenn Ghosn frei komme. Hironaka schlug nach eigenen Angaben "weitere Auflagen" zur Kontrolle seines Mandanten im Fall einer Freilassung vor - etwa eine Videoüberwachung und eingeschränkte Kommunikationsmöglichkeiten mit der Außenwelt.
Ghosns Familie erklärte am Dienstag gegenüber dem französischen Fernsehsender LCI, eine Haftentlassung werde einer "grausamen und brutalen" Zeit im Gefängnis ein Ende setzen. Sie hatte am Montag angekündigt, die Vereinten Nationen anzurufen, und zwar eine für willkürliche Verhaftungen zuständige Arbeitsgruppe.
(O.Tatarinov--DTZ)