VW-Technik soll zum "Standard der E-Mobilität" werden
Europas größter Autokonzern Volkswagen will seine Technik für Elektroautos auch anderen Herstellern anbieten. Als ersten Partner hat VW das Aachener Startup e.Go Mobile gewonnen, wie beide Unternehmen mitteilten. Mit dem US-Hersteller Ford führe VW-Gespräche, sagte Vorstandschef Herbert Diess. Der Konzern will seinen Elektrobaukasten als "Standard der E-Mobilität" möglichst weit verbreiten - so könnten die Kosten für E-Autos sinken.
Diess sagte am Vorabend des Genfer Autosalons, die Motortechnik - derzeit eine Erfolgsdomäne deutscher Autobauer - werde künftig kein entscheidendes Kriterium bei neuen Autos mehr sein. "Die Antriebe werden ziemlich ähnlich sein."
Ein Elektromotor braucht deutlich weniger Teile als ein Verbrenner und ist deshalb auch weitaus einfacher zu bauen. So trauen sich immer mehr neue Konkurrenten wie der britische Staubsaugerhersteller Dyson, die großen Konzerne mit eigenen Autoprojekten anzugreifen.
Volkswagen selbst hat seinen Einstieg in die E-Mobilität erst relativ spät in Angriff genommen und setzt nun vor allem auf seine Größe. Bis 2023 wollen die Wolfsburger rund 30 Milliarden Euro in die Entwicklung und den Bau von Elektroautos stecken. Bis 2025 sollen fast ein Viertel aller Modelle elektrisch angetrieben sein.
Die neue Stromer-Generation von Volkswagen basiert auf dem Elektrobaukasten MEB. Anfang 2020 soll der erste Wagen aus der auf dem MEB basierenden ID-Familie vom Band rollen und zum "Golf der elektrischen Welt" werden, kündigte Diess an. Er soll weniger als 30.000 Euro kosten.
Laut Volkswagen eignet sich der MEB auch für Kleinserien, auf die sich etwa das Aachener Startup e.Go Mobile spezialisiert hat. Die Aachener gingen aus dem Streetscooter-Projekt für die Deutsche Post hervor. Ein konkretes Fahrzeug auf MEB-Basis müssen die Partner aber noch bestimmen. Als Beweis für die Flexibilität des Baukastens führte VW auf dem Genfer Autosalon einen elektrischen Strandbuggy vor.
E-Autos sind auf dem Autosalon der große Trend. VW-Tochter Audi zeigt dort einen SUV auf MEB-Basis, Konkurrent Daimler präsentiert ein Mercedes-Konzeptfahrzeug für eine batterieelektrische Großraumlimousine. Citroën, Honda und die Daimler-Tochter Smart zeigen ihre Visionen elektrischer Stadtautos. Der koreanische Autobauer Kia zeigt sogar ausschließlich strombetriebene Modelle.
Der andere Megatrend der Branche, das selbstfahrende Auto, kommt auf der Messe in Genf hingegen kaum vor. Die Technologie steckt noch in den Kinderschuhen. Auch hier setzen die etablierten Hersteller zunehmend auf Zusammenarbeit statt Konkurrenz. So schlossen BMW und Daimler erst vergangene Woche eine Absichtserklärung zur gemeinsamen Entwicklung von Roboterautos. Hintergrund sind auch hier Kostenvorteile.
(M.Dorokhin--DTZ)