Die Dienstwagenflotten in Europa werden langsam grüner
Noch beträgt der Anteil von Elektroautos in den Dienstwagenflotten und Fuhrparks der Unternehmen europaweit knapp zwei Prozent - bewegt sich also in einer Größenordnung wie bei den Autos der privaten Haushalte. Doch jetzt wird dieser Anteil steigen, sind Experten überzeugt. Denn es gibt mehr Modelle, und vor allem: die Kosten sinken.
"Das Angebot entwickelt sich, jeder Fuhrparkmanager denkt mittlerweile auch Elektroautos mit", sagt Guillaume Crunelle, Autoexperte beim Beratungsunternehmen Deloitte. Stéphane Renie vom französischen Leasingunternehmen ALD zählt auf: Kleinwagen wie der Renault Zoe, Kompakt-SUVs wie der Hyundai Kona oder der Jaguar I-Pace und Tesla - es gibt mittlerweile für die diversen Anforderungen und Angestellten passende Fahrzeuge in der Elektroversion.
Entscheidend aber sind die Kosten: "Wenn man die gesamten Kosten anschaut, also den Kauf und die Nutzung, dann wird das E-Auto jetzt interessant", sagt Autoexperte Thomas Morel von McKinsey. Die Reichweite sei in vielen Fällen "kein Thema mehr", denn E-Autos, die mit einmal Auftanken mehr als 350 Kilometer weit kommen, genügten den Anforderungen vieler Unternehmen bereits.
Bleibt der Wiederverkaufswert, auch sehr wichtig für die Unternehmen, die Dienstwagen und Fuhrpark alle paar Jahre austauschen. "Hier sieht es im Moment ganz gut aus", sagt Guillaume Crunelle - es sei aber noch zu früh für eine handfeste Prognose.
Auf dem größten europäischen Markt Deutschland wird die seit Januar geltende Steuerbegünstigung für Dienstwagen mit Elektro- und Hybridantrieb dafür sorgen, dass die Nachfrage stark zunehmen wird. Das erwarten die Autoexperten des Beratungsunternehmens PwC, die schon nach einem entsprechenden Beschluss der Bundesregierung im August prophezeiten: "Die Zukunft der deutschen Elektrofahrzeuge beginnt am 1. Januar 2019."
Noch allerdings passen laut PwC Angebot und Nachfrage nicht recht zusammen. Die Hersteller hätten stark auf SUVs gesetzt, weil sich die Batterien "eleganter" einbauen lassen. Die meisten Unternehmen jedoch hätten die SUVs wegen ihres hohen CO2-Ausstoßes generell als Dienstwagen ausgeschlossen.
Fazit der Experten: "Die Dienstwagenvorschriften in vielen Unternehmen und Leasinggesellschaften müssen jetzt schnell geändert werden." Für die deutschen Autohersteller bestehe zudem "dringender Handlungsbedarf", ihr Angebot aufzubessern.
Der Markt für Firmenwagen ist laut PwC für die Durchsetzung neuer Technologien und Standards besonders wichtig. Die Fahrzeuge werden nicht im Schnitt sieben, sondern nur zwei bis drei Jahre lang gefahren, danach landen sie auf dem Gebrauchtwagenmarkt. Dort wächst also das Angebot an günstigen E-Autos: eine "breitere Bevölkerungsschicht hat die Möglichkeit, neue Technologien privat zu kaufen".
Auch in anderen europäischen Ländern gibt es durchaus Bewegung. Anfang Februar etwa verkündeten die Leasinggesellschaft ALD und der Energieversorger Eon eine Partnerschaft, um Unternehmen, Städten und Privatleuten elektrische Autos samt dem dazugehörigen Service anzubieten.
Neben Deutschland gehören zu den ersten Ländern, die ALD und Eon im Visier haben, Dänemark, Schweden, Norwegen und Großbritannien. In Norwegen etwa, wo die Dichte an E-Autos die höchste in Europa ist, bieten die Partner einen elektrischen Leasingwagen "zu den gleichen Konditionen" an wie für ein Auto mit herkömmlichem Antrieb.
(L.Møller--DTZ)