Ifo-Umfrage: Unternehmen klagen über stärksten Auftragsmangel seit Finanzkrise
So viele Unternehmen wie nie seit der Finanzkrise 2009 berichten aktuell über einen Auftragsmangel. Im Oktober waren es 41,5 Prozent, nach 39,4 Prozent im September, wie das Münchner Ifo-Institut am Montag mitteilte. "Der Mangel an Aufträgen hemmt weiterhin die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland", erklärte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. Kaum eine Branche bleibe verschont.
In der Industrie berichtete demnach fast jedes zweite Unternehmen (47,7 Prozent) von fehlenden Aufträgen. "Gerade die Kernbranchen wie Maschinenbau, Metall- und Elektroindustrie sorgen sich", erklärte Wohlrabe. Die im September wieder gestiegenen Auftragsbestände könnten demnach ein Hoffnungssignal sein. "Aber es ist noch ein weiter Weg zu gehen, bis die Bücher wieder voll sind."
In der Elektro- und Digitalindustrie lagen die Aufträge im September um 5,3 Prozent unter dem Vorjahreswert, wie der Branchenverband ZVEI am Montag mitteilte. Die Aufträge aus dem Inland fielen dabei um 11,1 Prozent niedriger aus, die aus dem Ausland nur um 1,3 Prozent. ZVEI-Chefvolkswirt Andreas Gontermann wertete es aber als positives Zeichen, dass der Rückgang bei den Bestellungen im September "nur noch etwa halb so hoch wie im Durchschnitt der vorherigen ersten acht Monate" war.
Bei den Dienstleistern stieg der Anteil der Firmen mit Auftragsmangel laut der Ifo-Umfrage leicht von 31,2 auf 32,1 Prozent. Insbesondere der Transportsektor ist demnach von der schlechten Industriekonjunktur betroffen. Aufgrund der schwachen Arbeitsnachfrage berichten rund zwei Drittel der Personalagenturen von mangelnden Aufträgen. "Leiharbeiter sind in der aktuellen Lage weniger gefragt", erläuterte Wohlrabe.
Etwas mehr als ein Drittel der Gastronomiebetriebe haben laut Umfrage zu wenig Gäste. In der Veranstaltungsbranche liegt der Anteil von Unternehmen, die über zu wenig Aufträge klagen, bei 48,5 Prozent. "Die Großereignisse haben sicherlich etwas Kaufkraft für kleinere Konzerte und Veranstaltungen abgezogen", erklärte Wohlrabe.
Rechts- und Steuerberater sowie Wirtschaftsprüfer dagegen blicken laut Umfrage im Moment weniger sorgenvoll auf ihre Auftragslage. "Hoher Bürokratie- und Regulierungsaufwand bescheren ihnen eine hohe Nachfrage nach Beratung."
(U.Beriyev--DTZ)