Deutsche Tageszeitung - Jugendstudie: Hohes Staatsvertrauen - aber Rechtsruck bei jungen Männern

Jugendstudie: Hohes Staatsvertrauen - aber Rechtsruck bei jungen Männern


Jugendstudie: Hohes Staatsvertrauen - aber Rechtsruck bei jungen Männern
Jugendstudie: Hohes Staatsvertrauen - aber Rechtsruck bei jungen Männern / Foto: © AFP/Archiv

Trotz aller Krisen vertraut die Mehrheit der Jugendlichen in Deutschland auf Staat und Demokratie - ein nicht unerheblicher Teil ist aber politikverdrossen. Wie aus der am Dienstag in Hamburg veröffentlichten Shell-Jugendstudie hervorgeht, stieg seit 2019 vor allem der Anteil männlicher Jugendlicher, die sich als "eher rechts" bezeichnen.

Textgröße ändern:

Jeder vierte junge Mann ordnet sich demnach heute als "eher rechts" oder "rechts" ein. In der Vorgängerstudie von 2019 war dies noch weniger als jeder fünfte. Bei den weiblichen Jugendlichen verorten sich elf Prozent als "eher rechts" oder "rechts". Das sind in etwa so viele wie vor fünf Jahren.

Insgesamt wurden 2509 junge Menschen zwischen zwölf und 25 Jahren zu politischen Einstellungen, Werten, Familie, Zukunftsaussichten oder auch zum Gendern befragt. Es war bereits die 19. von Shell geförderte Jugendstudie seit 1953.

Besondere Aktualität erlangt die Studie vor dem Hintergrund der jüngsten Landtagswahlen in Brandenburg, Thüringen und Sachsen, wo die AfD bei jungen Wählern besonders viele Stimmen erhielt. "Wir sehen einen beachtlichen Anteil an verdrossenen Jugendlichen, insgesamt rund zwölf Prozent der jungen Leute", erklärte Studienleiter Mathias Albert. Zudem gebe es einen erheblichen Anteil kritischer und unzufriedener Jugendlicher.

Diese seien leicht durch Populismus erreichbar, kritisch gegenüber Staat und Gesellschaft eingestellt und sähen sich als benachteiligte Modernisierungsverlierer. Sie positionieren sich der Studie zufolge konträr zu allem, was pluralisierten Lebensstilen entspricht. Jugendliche mit eher niedriger Bildung, aber auch aus den neuen Bundesländern und auffallend viele junge Männer gehörten zu dieser Gruppe.

"Nichtsdestotrotz: Die verdrossenen und unzufriedenen Jugendlichen prägen keinesfalls die ganze Generation", betonte Albert. So stuften sich die befragten Jugendlichen auf einer Skala von eins für links bis elf für rechts mit einem Durchschnittswert von 5,3 sogar als leicht links ein. Damit bleibt dieser Wert stabil.

Junge Leute zeigen demnach ein grundsätzlich hohes Staatsvertrauen. Drei Viertel beziehungsweise 75 Prozent sind mit der Demokratie eher oder sogar sehr zufrieden. Während die Demokratiezufriedenheit bei Jugendlichen im Westen mit 77 Prozent stabil bleibt, geht sie bei den Jugendlichen im Osten allerdings etwas zurück und erreicht aktuell 60 Prozent.

(U.Kabuchyn--DTZ)

Empfohlen

Gewerkschaft: US-Flugzeugbauer Boeing hat neues Angebot in Tarifkonflikt vorgelegt

Im seit Wochen andauernden Tarifkonflikt hat der US-Flugzeugbauer Boeing nach Gewerkschaftsangaben ein neues Angebot mit verbesserten Konditionen vorgelegt. "Ihre Gewerkschaft befürwortet und empfiehlt den jüngsten" Vertragsvorschlag, erklärte die zuständige Sektion der Gewerkschaft IAM, die mehr als 33.000 streikende Boeing-Beschäftigte in der Gegend von Seattle vertritt. "Es ist an der Zeit, dass unsere Mitglieder diese Errungenschaften festhalten und selbstbewusst den Sieg verkünden." Eine Abstimmung der Mitglieder soll laut Website der IAM-Sektion am Montag stattfinden.

OpenAI will ChatGPT zu Suchmaschine ausbauen und Google Konkurrenz machen

Das US-KI-Unternehmen OpenAI will mit einer Suchfunktion bei seinem Chatbot ChatGPT dem Marktriesen Google Konkurrenz machen. ChatGPT Search soll eine Erweiterung der Künstlichen Intelligenz (KI) ChatGPT sein und für die Nutzer Links zu relevanten Websites generieren, "für die man zuvor eine Suchmaschine benutzen musste", kündigte OpenAI am Donnerstag auf seinem Blog an. Die Betreiber von Websites könnten entscheiden, ob sie in den Suchergebnissen des ChatGPT-Updates erscheinen wollten oder nicht, hieß es weiter.

UNO warnt vor Hungersnöten im Gazastreifen und anderen Weltregionen

Die UNO hat vor verschärften Hungersnöten in den kommenden Monaten im Gazastreifen, im Sudan und Südsudan, Mali, Haiti sowie weiteren Weltregionen gewarnt. Zunehmende bewaffnete Konflikte könnten sich in Verbindung mit klimatischen und wirtschaftlichen Faktoren auf die Nahrungsmittelversorgung von Millionen Menschen auswirken, heißt es in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht des Welternährungsprogramms (WFP) und der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO). Die UN-Unterorganisationen riefen zur Ausweitung humanitärer Hilfen und Waffenruhen auf.

Keine Einigung bei dritter Metall-Tarifrunde - aber "konstruktive Atmosphäre"

Die dritte Verhandlungsrunde für die Beschäftigen der Metall- und Elektroindustrie hat weiter keine Annäherung gebracht. Wie in den Tarifgebieten Niedersachsen und Küste am Dienstag und Bayern am Mittwoch gab es auch in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg am Donnerstag kein Ergebnis, wie beide Seiten mitteilten. Der Arbeitgeberverband in Baden-Württemberg, Südwestmetall, sprach aber von einer "konstruktiven und ergebnisorientierten Atmosphäre". Die IG Metall kündigte weitere Warnstreiks an.

Textgröße ändern: