Deutsche Tageszeitung - Stahlindustrie am Scheideweg: Länder fordern günstigen Strom und Wasserstoff

Stahlindustrie am Scheideweg: Länder fordern günstigen Strom und Wasserstoff


Stahlindustrie am Scheideweg: Länder fordern günstigen Strom und Wasserstoff
Stahlindustrie am Scheideweg: Länder fordern günstigen Strom und Wasserstoff / Foto: © AFP

Anlässlich des Stahlgipfels in Duisburg haben die elf deutschen Bundesländer mit Stahlstandorten die Bundesregierung dazu aufgefordert, die Voraussetzungen für einen Erhalt der Stahlindustrie in Deutschland zu schaffen. Notwendig seien bezahlbare Energie und ausreichend grüner Wasserstoff, forderten sie am Montag gemeinsam mit der Wirtschaftsvereinigung Stahl und der IG Metall. Zudem seien auch handelspolitische Maßnahmen nötig, um die Hersteller vor billigen Importen zu schützen.

Textgröße ändern:

Zu den Bundesländern mit Stahlstandorten, der sogenannten Stahlallianz, gehören Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, das Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Diese Länder waren am Montag in Duisburg auf Einladung von Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) zum Nationalen Stahlgipfel mit weiteren Vertretern aus Politik und Wirtschaft sowie von Gewerkschaften zusammengekommen.

Im Anschluss wurde der Nationale Aktionsplan Stahl an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) übergeben. Habeck hob hervor, dass die deutsche Stahlproduktion "am Anfang vieler relevanter Wertschöpfungsketten" stehe und damit "zugleich wichtiger Impulsgeber für Schlüsselbranchen wie Automobil oder Maschinenbau und ihre Transformation" sei. Bei der Dekarbonisierung der Stahlindustrie seien Deutschland und die EU "global Vorreiter", führte der Vizekanzler weiter aus.

"Es geht um viele Wertschöpfungsketten, die hier beginnen und die unsere Wirtschaft stark machen", erklärte auch Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU). "Der internationale Wettbewerb ist schärfer geworden: Steigende Energiepreise, globale Überkapazitäten und die Notwendigkeit, die Produktion klimaneutral zu gestalten - all das sind Herausforderungen, denen wir nur mit einer Anpassung der Rahmenbedingungen und gemeinsam begegnen können."

Zuletzt hatte es wachsende Befürchtungen hinsichtlich eines schleichenden Niedergangs der Branche in Deutschland und eines weitreichenden Arbeitsplatzabbaus gegeben. Im Vorfeld des Stahlgipfels hatte Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) mit Blick auf die Stahlsparte des Industriekonzerns Thyssenkrupp vor einer Schließung mehrerer Stahlwerke mit 10.000 Arbeitsplätzen gewarnt.

Die Beschäftigten erwarteten "eine klare Positionierung sowohl von der Landesregierung als auch von der Bundesregierung, wie sie die Transformation in Richtung grünem Stahl auch bewältigen will", forderte Bas im WDR. Beim langwierigen Umbau von Kohle hin zu Wasserstoff als Energieträger sei weitere staatliche Unterstützung nötig.

Der Chef der SHS-Stahl-Holding-Saar, Stefan Rauber, warf der Bundesregierung am Montag vor, die Industrie hängen zu lassen. "Es genüge nicht, Milliarden Staatssubventionen für Stahlwerke auszugeben", sagte er dem Wirtschaftsmagazin "Capital". Die energieintensive Industrie insgesamt brauche einen niedrigen und international wettbewerbsfähigen Industriestrompreis, sonst "verlieren wir Wettbewerbsfähigkeit und riskieren Tausende von Arbeitsplätzen".

Die Umweltorganisation Germanwatch erklärte, eine "gut gemachte Transformation zur Klimaneutralität" könne in der jetzigen Situation "eine echte Chance für die Branche" darstellen. Um diese zu nutzen, müssten jedoch "Politik und Industrie entschlossen an einem Strang ziehen: mit einem klaren Fahrplan und sicheren Rahmenbedingungen für die Transformation, damit Angebot und Nachfrage nach grünem Stahl in eine Aufwärtsspirale kommen".

(L.Svenson--DTZ)

Empfohlen

US-Notenbank senkt Leitzins um 0,5 Prozentpunkte

Die US-Notenbank (Fed) hat am Mittwoch den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte gesenkt. Der Zinssatz liegt künftig zwischen 4,75 und 5,0 Prozent, wie die Fed in Washington mitteilte. Damit fällt die erste Leitzinssenkung der Fed nach mehr als vier Jahren stärker aus als bei anderen Zentralbanken.

Streik beim US-Flugzeugbauer Boeing: Beurlaubung von Angestellten beginnt

Angesichts des Streiks an seinen Produktionsstätten in Seattle hat der US-Flugzeugbauer Boeing angekündigt, mit der vorübergehenden Beurlaubung von Angestellten und Führungskräften zu beginnen. Die Beurlaubungen werden in den kommenden Tagen eingeleitet und sollen zehntausende Mitarbeiter betreffen, wie Vertreter des Unternehmens am Mittwoch mitteilten. Ziel sei es, Geld einzusparen.

Deutschland und Kolumbien wollen Migrationsabkommen ausarbeiten

Deutschland will erstmals mit einem lateinamerikanischen Land ein Migrationsabkommen abschließen. Mit Kolumbien unterzeichnete der Sonderbevollmächtigte der Bundesregierung für Migrationsabkommen, Joachim Stamp (FDP), am Mittwoch eine Absichtserklärung über eine Migrationspartnerschaft. Eine neue bilaterale Steuerungsgruppe solle "zeitnah" zum ersten Mal tagen und die Details des Abkommens festlegen. "Beide Seiten haben dieselben Interessen: Wir wollen Wissenschafts-, Arbeits- und Bildungsmigration fördern und konsequent gegen irreguläre Migration vorgehen", erkärte Stamp.

Schlechte Ernte in Frankreich: Italien holt sich Titel als größter Weinproduzent

Italien dürfte sich nach vorläufigen Zahlen in diesem Jahr den Titel als größter Weinproduzent der Welt zurückholen. Nach einer sehr schlechten Ernte im vergangenen Jahr geht der italienische Hauptverband der Weinbauern Coldiretti nach Angaben vom Mittwoch für 2024 von einem Plus um acht Prozent und einer Ernte von 41 bis 42 Millionen Hektolitern aus. Die Ernte im Spitzenland des vergangenen Jahres - Frankreich - fiel derweil mit voraussichtlich 39,3 Millionen Hektolitern 18 Prozent schlechter aus als 2023.

Textgröße ändern: