Kartellamt verhängte 2018 mit 376 Millionen Euro deutlich mehr Bußgelder
Das Bundeskartellamt hat in diesem Jahr 376 Millionen Euro an Bußgeldern wegen Kartellabsprachen verhängt und damit deutlich mehr als in den vergangenen Jahren. Wie die Behörde am Donnerstag mitteilte, waren von den Strafen 22 Unternehmen und Verbände sowie 20 Personen betroffen. Die Strafen wurden unter anderem Kartoffelproduzenten, Edelstahlherstellern und Verlagen aufgebrummt.
Im gesamten Jahr 2017 verhängte das Kartellamt Bußgelder in Höhe von 66 Millionen Euro, 2016 waren es knapp 125 Millionen Euro. Dieses Jahr sorgte aber allein schon die Entscheidung des Amtes gegen sechs Edelstahlunternehmen für einen Großteil der Bußgelder. Wegen Preisabsprachen und Austauschs von Geschäftsgeheimnissen müssen sie 205 Millionen Euro zahlen. Hersteller, Weiterverarbeiter und Händler von Edelstahlprodukten hatten Zuschläge für Stahlbestandteile untereinander abgesprochen.
Kartellamtspräsident Andreas Mundt betonte, die Steigerung in diesem Jahr sei auch darauf zurückzuführen, dass Mitte 2017 die sogenannte Wurstlücke geschlossen wurde. Wegen dieses Schlupflochs hatte das Kartellamt zuvor mehrere Verfahren gegen das Wurstkartell eingestellt. Nach der Gesetzesänderung seien dann "neue wichtige Verfahren aufgenommen und zum Teil auch bereits abgeschlossen" worden, erklärte Mundt.
Bei der Kontrolle von Fusionen prüfte das Amt rund 1300 angemeldete Vorhaben - darunter auch den Zusammenschluss von Karstadt und Galeria Kaufhof, für den es im November grünes Licht gab. Als Schwerpunkt seiner Arbeit bezeichnete das Kartellamt zudem die Digitalwirtschaft. So ging die Behörde in diesem Jahr bereits gegen den Online-Händler Amazon vor, außerdem stehe ein Verfahren gegen Facebook "kurz vor dem Abschluss".
Die Behörde hat seit Mitte 2017 mehr Befugnisse beim Verbraucherschutz. Erst vor wenigen Tagen stellte das Kartellamt die Ergebnisse einer ein Jahr dauernden Sektoruntersuchung zu Vergleichsportalen aus den Bereichen Reisen, Energie, Versicherungen, Telekommunikation und Finanzen vor. Danach liefern viele Portale zwar seriöse Informationen; für Verbraucher ist aber oft unklar, wie die Reihenfolge der Suchergebnisse und die Empfehlungen zustande kommen.
(N.Loginovsky--DTZ)