Deutsche Tageszeitung - Altmaier: Deutsche Industrie darf bei Lithium nicht in Rückstand geraten

Altmaier: Deutsche Industrie darf bei Lithium nicht in Rückstand geraten


Altmaier: Deutsche Industrie darf bei Lithium nicht in Rückstand geraten
Altmaier: Deutsche Industrie darf bei Lithium nicht in Rückstand geraten / Foto: ©

Vor der für Mittwoch geplanten Vertragsunterzeichnung für ein deutsch-bolivianisches Gemeinschaftsunternehmen zur Lithium-Förderung hat Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) die Bedeutung des Leichtmetalls für die Batterieproduktion betont. Die Nachfrage nach dem wichtigen Rohstoff etwa für Akkus in Elektroautos könne sich "bis 2025 vervierfachen", erklärte Altmaier. "Die deutsche Industrie tut deshalb gut daran, sich ihren Bedarf frühzeitig zu sichern, um nicht in Rückstand und Abhängigkeit zu geraten."

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Batterien hätten eine "herausragende wirtschaftliche Bedeutung für die Elektromobilität und die Energiespeicherung im Rahmen der Energiewende", betonte Altmaier. Deutschland solle "ein führender Standort für die Batteriezellfertigung werden."

Ein großer Anteil der Produktionskosten entfällt dem Wirtschaftsminister zufolge dabei auf Rohstoff- und Materialkosten. "Deshalb brauchen wir einen verlässlichen und wettbewerbsfähigen Rohstoffbezug aus einer umweltgerechten Rohstoffgewinnung und Rohstoffweiterverarbeitung", erklärte Altmaier. Das deutsch-bolivianische Gemeinschaftsunternehmen sei dabei "ein wichtiger Baustein".

Deutschland und Bolivien wollen am Mittwochnachmittag (16.30 Uhr) in Berlin die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens zur Förderung von Lithium besiegeln, das Deutschlands Autoindustrie den Zugang zu dem strategisch wichtigen Rohstoff sichern soll.

An der Vertragsunterzeichnung zwischen dem baden-württembergischen Unternehmen ACI Systems Alemania und dem bolivianischen Staatsunternehmen Yacimientos de Litio Bolivianos nehmen neben Altmaier auch der bolivianische Außenminister Diego Pary Rodríguez und Energieminister Rafael Alarcón teil.

Die Grünen appellierten an die Bundesregierung, die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben zum Umwelt- und Menschenrechtsschutz zur Grundlage für die Zusammenarbeit zu machen. "Bislang liegen keine Umweltgutachten für die geplanten Abbaustätten vor, obwohl diese gesetzlich vorgeschrieben sind", kritisierte der entwicklungspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Uwe Kekeritz.

"Die Gewinnung von Lithium kann eine Chance für wirtschaftliche Entwicklung in Bolivien werden", erklärte er. Der Abbau sei jedoch auch mit enormen Risiken für Mensch und Umwelt verbunden. "Insbesondere die lokalen Gemeinden leiden unter Wasserknappheit und Umweltzerstörung, ohne von den Profiten aus dem Rohstoffabbau zu profitieren."

Die Bundesregierung dürfe ihre schützende Hand deshalb nur über Projekte halten, "die unter Einhaltung der nationalen Gesetze vorangetrieben werden und die Lebensgrundlage der einheimischen Bevölkerung nicht gefährden", forderte er. "Wirtschaftliche Interessen der deutschen Industrie über die Menschenrechte zu stellen, wäre verantwortungslos." Die Bundesregierung müsse gegenüber der bolivianischen Regierung deshalb deutlich machen, dass es deutsche Unterstützung nur unter strikter Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards geben werde.

Bolivien verspricht sich vom Abbau und der Weiterverarbeitung des "weißen Goldes" einen Schub für die Wirtschaft. Das Land hat das geringste Pro-Kopf-Einkommen Südamerikas - und zugleich die größten Lithium-Vorräte der Erde.

(N.Loginovsky--DTZ)

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