"Hemdsärmelig" und "nicht vergnügungssteuerpflichtig"
"Hemdsärmelig" und "nicht vergnügungssteuerpflichtig": EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat über sein Treffen mit US-Präsident Donald Trump berichtet, bei dem er im Juli in Washington eine Verschnaufpause im sich zuspitzenden Handelskonflikt mit den USA aushandelte. Das sechsstündige Gespräch sei eine "sehr sportliche Veranstaltung" gewesen, sagte Juncker beim Wirtschaftsgipfel der "Süddeutschen Zeitung" am Montag in Berlin. "Aber wir haben es geschafft, dass es über die Sommermonate keinen neuen Handelskrieg gibt."
Trump und Juncker hatten sich bei ihrem Treffen im Weißen Haus auf einen gemeinsamen Kurs zur Beilegung der Handelsstreitigkeiten verständigt. Sie vereinbarten unter anderem, auf einen fast vollständigen Abbau von gegenseitigen Restriktionen im Handel mit Industriegütern hinzuarbeiten. Zuvor hatte Trump, der sein Land von zahlreichen Handelspartnern unfair behandelt sieht, auch mit Strafzöllen auf europäische Autos gedroht, was vor allem Deutschland hart treffen würde.
In Washington sei ihm aufgefallen, dass Trump vorher nicht gewusst habe, dass die EU-Kommission und nicht die einzelnen Mitgliedstaaten für den europäischen Handel zuständig seien, berichtete Juncker von dem Treffen weiter. Er nutzte dies für einen Appell zur europäischen Geschlossenheit: "Kein Land der EU kann es mit dem Rest der Welt allein aufnehmen", sagte er. In Washington habe er gespürt, wie es wirke, wenn jemand im Namen von 28 Staaten sprechen könne.
Trump wiederum hatte Juncker bereits im September ein ungewöhnliches Lob ausgesprochen und diesen als "harte, harte Nuss" gerühmt. "Er ist hart, er ist fies, er ist die Art von Typ, den ich gern als Verhandlungsführer für mich hätte", sagte er damals vor Reportern im Weißen Haus.
Juncker betonte in Berlin indes die Bedeutung von Handelsverträgen für die EU. Zwar sei er "kein Handelsfetischist" und achte auf die Einhaltung von Standards, sagte der Kommissionspräsident. Positiv hervor hob er die zuletzt mit Kanada, Japan und Vietnam abgeschlossenen Abkommen. Inzwischen habe die EU über 60 Handelsverträge weltweit. "Wir brauchen diese Handelsverträge", betonte Juncker.
(A.Stefanowych--DTZ)