IBM will Linux-Anbieter Red Hat für 34 Milliarden Dollar kaufen
Der Technologieriese IBM will den Softwarehersteller Red Hat übernehmen und bietet dafür den Rekordpreis von 34 Milliarden Dollar (29,8 Milliarden Euro). Es wäre die drittgrößte Übernahme im IT-Sektor jemals. IBM-Chefin Ginni Rometty nannte den Kauf einen "Game-changer": "Er ändert alles im Markt für Cloud-Dienste." Die Aktionäre von Red Hat müssen zustimmen, ebenso die Kartellbehörden.
IBM bietet den Anteilseignern von Red Hat 190 Dollar pro Aktie und damit einen satten Aufschlag von über 60 Prozent. Bei Börsenschluss am Freitag stand die Aktie bei knapp 117 Dollar.
IBM, längst nicht mehr nur Anbieter von Computern, macht rund die Hälfte seines Umsatzes mittlerweile mit Software und Dienstleistungen im IT-Bereich. Im Cloud Computing - also der Bereitstellung von Dienstleistungen wie Speicherplatz oder Software über das Internet - sieht der Konzern wie auch die Konkurrenten Microsoft oder Amazon sein größtes Wachstumspotenzial.
Red Hat, 1993 gegründet, bietet seit 1994 seine Version des offenen Betriebssystems Linux OS an und ist heute ein weltbekannter Anbieter von Open-Source-Lösungen für Firmen. Das Unternehmen beschäftigt weltweit rund 12.000 Menschen, machte im Geschäftsjahr 2018 einen Umsatz von 2,9 Milliarden Dollar und einen Gewinn von 259 Millionen Dollar.
Das Unternehmen mit Sitz in North Carolina soll nach der Fusion als eigenständige Einheit unter der bisherigen Führung weitermachen, Firmenchef Jim Whitehurst soll aber auch ins Management-Team von IBM aufsteigen. Vollzogen sein soll die Übernahme in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres.
IBM-Chefin Rometty versprach, mit der Übernahme von Red Hat werde der Konzern die weltweite Nummer eins unter den Anbietern im "hybriden" Cloud-Sektor werden. Hybride Angebote verknüpfen öffentliche und private Plattformen miteinander. Die meisten Firmen könnten das Potenzial, das die Cloud bietet, nicht nutzen, weil die Plattformen nicht offen seien, erklärte Rometty.
Der Preis für Red Hat ist auch für IBM hoch. Der Konzern mit einem Umsatz von zuletzt 79 Milliarden Dollar machte im vergangenen Jahr einen Gewinn von 5,8 Milliarden Dollar. Den Preis für Red Hat will IBM bar und über Kredite bezahlen - und nicht etwa mit eigenen Aktien.
Sollte der Deal genehmigt werden, wäre er einer der größten in der Technologiebranche überhaupt. Der Sender CNBC sprach vom drittgrößten Technologie-Deal jemals. Größer waren demnach nur die Übernahme des Speicherspezialisten EMC durch den Computerhersteller Dell (67 Milliarden Dollar) im Jahr 2016 und die des Spezialisten für optische Bauteile, SDL, durch das Netzwerkunternehmen JDS Uniphase im Jahr 2000 kurz vor Platzen der Dotcom-Blase für 41 Milliarden Dollar.
(W.Uljanov--DTZ)