Deutsche Tageszeitung - Kohlekommission fordert massive Investitionen in betroffene Regionen

Kohlekommission fordert massive Investitionen in betroffene Regionen


Kohlekommission fordert massive Investitionen in betroffene Regionen
Kohlekommission fordert massive Investitionen in betroffene Regionen / Foto: ©

Die Kohlekommission fordert umfangreiche Investitionen in den vom Kohleausstieg betroffenen Regionen. Vor allem in den wirtschaftlich schwächeren ostdeutschen Revieren könnten Strukturbrüche sonst zu politischen Verwerfungen führen, mahnte das Gremium laut einem Bericht des "Handelsblatts" vom Mittwoch. Auch Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) forderte eine "langfristige und zielgerichtete Unterstützung" für die vom Strukturwandel betroffenen Regionen. Am Rande der Sitzung der Kohlekommission demonstrierten 20.000 Beschäftigte für ihre Jobs.

Textgröße ändern:

Das "Handelsblatt" zitierte aus dem jüngsten Bericht der Kohlekommission zum Thema Strukturwandel, der am Donnerstag verabschiedet werden soll. Die im Bundeshaushalt für diese Legislatur vorgesehenen 1,5 Milliarden Euro für Strukturpolitik in den Kohlerevieren seien ein "erster Schritt", heißt es darin. Das Geld solle den Revieren "unmittelbar zur Verfügung stehen und im Sinne eines Sofortprogramms genutzt werden". Die Kommission werde sich zudem darauf verständigen, "welche zusätzlichen Mittel für welchen Zeitraum erforderlich sind".

"Eine gelungene Strukturentwicklung leistet einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der freiheitlich demokratischen Grundordnung", zitierte die Zeitung aus dem Bericht der Kohlekommission. Das von der Regierung eingesetzte Gremium erarbeitet derzeit einen Plan für den Ausstieg aus der Kohleverstromung, der auch den Wegfall der Arbeitsplätze in der Industrie berücksichtigt.

Laschet forderte "echte Perspektiven für die Zeit nach der Kohle". Ziel müsse es sein, die Klimaziele zu erreichen und zugleich die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandortes Deutschland zu erhalten. Die Kommission tagte am Mittwoch im rheinischen Bergheim bei Köln, am Donnerstag folgt eine weitere Sitzung in Berlin. Ein Abschlussbericht soll laut Kabinettsbeschluss Ende des Jahres übergeben werden.

Laschet hob die enorme Bedeutung einer sicheren und international wettbewerbsfähigen Stromversorgung hervor. Allein die energieintensiven Industrien in Nordrhein-Westfalen beschäftigten mehr als 250.000 Menschen. Eine Reduktion der Kohleverstromung dürfe nicht zu Dominoeffekten in der Industrie führen. Im Vorfeld der Sitzung hatten bereits der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) und die Chemieindustrie vor steigenden Strompreisen für die Wirtschaft gewarnt, sollte der Kohleausstieg zu schnell erfolgen.

Anlässlich der Sitzung der Kohlekommission demonstrierten am Mittwoch rund 20.000 Beschäftigte der Branche für ihre Arbeitsplätze. Sie versammelten sich in Bergheim zu einem Demonstrationszug und hielten später eine Großkundgebung im nahen Elsdorf ab. Zu den Demonstrationen hatten die Gewerkschaften IG BCE und Verdi aufgerufen. Sie standen unter dem Motto "Ohne gute Arbeit kein gutes Klima! Wir sind laut für unsere Jobs."

Nach Angaben der Polizei verliefen die Demonstrationen sowie auch Aktionen der Organisationen Greenpeace und Campact friedlich und ohne Störungen. Die Beamten waren mit einem Großaufgebot im Einsatz.

Greenpeace erklärte, Strukturhilfen für die Kohlereviere seien "richtig und wichtig". Über einzelne Maßnahmen müsse aber immer "zusammen mit einem beschleunigten Kohleausstieg" entschieden werden.

(Y.Ignatiev--DTZ)

Empfohlen

Stahlindustrie am Scheideweg: Länder fordern günstigen Strom und Wasserstoff

Anlässlich des Stahlgipfels in Duisburg haben die elf deutschen Bundesländer mit Stahlstandorten die Bundesregierung dazu aufgefordert, die Voraussetzungen für einen Erhalt der Stahlindustrie in Deutschland zu schaffen. Notwendig seien bezahlbare Energie und ausreichend grüner Wasserstoff, forderten sie am Montag gemeinsam mit der Wirtschaftsvereinigung Stahl und der IG Metall. Zudem seien auch handelspolitische Maßnahmen nötig, um die Hersteller vor billigen Importen zu schützen.

Boeing kündigt mitten in Streik umfangreiche Sparmaßnahmen an

Inmitten des Streiks bei Boeing hat der angeschlagene US-Flugzeugbauer umfangreiche Sparmaßnahmen wie die Beurlaubung von Mitarbeitern und einen Einstellungsstopp angekündigt. Boeing befinde sich derzeit "in einer schwierigen Phase", erklärte der Finanzchef des Konzerns, Brian West, am Montag in einer Mitteilung an die Mitarbeiter. "Dieser Streik gefährdet unsere Erholung bedeutend und wir müssen die notwendigen Maßnahmen ergreifen", damit das Unternehmen liquide bleibe und seine Zukunft nicht gefährdet werde.

Britischer Premier Starmer lobt bei Italien-Besuch Melonis Einwanderungspolitik

Der britische Premierminister Keir Starmer hat bei einem Besuch in Italien den Umgang der ultrarechten Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni mit irregulärer Migration gelobt. Der Sozialdemokrat Starmer sagte am Montag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Rom, Meloni habe "bemerkenswerte Fortschritte bei der Zusammenarbeit mit Ländern entlang der Migrationsrouten erzielt", indem sie "die Ursachen der Migration an der Wurzel angepackt" habe und "gegen die Schlepperbanden vorgegangen" sei.

Stahlindustrie am Scheideweg: Sorge um Standort Deutschland und Arbeitsplätze

Anlässlich des Nationalen Stahlgipfels in Duisburg sind erneut Befürchtungen vor einem schleichenden Niedergang der Branche in Deutschland und einem weitreichenden Arbeitsplatzabbau laut geworden. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) warnte mit Blick auf die Vorgänge beim Industriekonzern Thyssenkrupp vor einem Verschwinden der Stahlindustrie in Deutschland. Die Organisation Germanwatch forderte "verlässliche Zusagen aus der Politik".

Textgröße ändern: