Katastrophale Zusände: Trinkwasser soll in der EU sauberer werden
Das Trinkwasser soll in der EU künftig besser auf Schadstoffe hin überwacht werden, auch auf neue Belastungen wie Mikroplastik. Darauf zielt ein Richtlinienentwurf ab, den das Europaparlament am Dienstag in erster Lesung verabschiedet hat. Der Vorlage zufolge soll der zulässige Höchstwert für Blei um die Hälfte reduziert werden.
Gesenkt werden sollen auch die Höchstwerte für schädliche Bakterien oder bestimmte Stoffe, die als möglicherweise krebserregend oder hormonverändernd eingestuft werden. Zudem soll erstmals der Gehalt von winzigen Plastikteilchen - Mikroplastik - im Leitungswasser überwacht werden.
Die Mitgliedstaaten der EU sollen nach dem Willen des Europaparlaments Maßnahmen ergreifen, um den Zugang zu sauberem Leitungswasser zu erleichtern - etwa durch frei zugängliche Trinkwasserbrunnen in Kommunen sowie in öffentlichen Gebäuden. Außerdem spricht sich das Straßburger Parlament dafür aus, dass Leitungswasser in Restaurants und Kantinen kostenlos oder gegen eine geringe Gebühr bereitgestellt wird. Die Forderung von Linken und Grünen, die EU-Staaten zu diesen Maßnahmen zu verpflichten, scheiterte allerdings am Widerstand von Konservativen und Liberalen.
Die neuen Vorschriften sollen eine Richtlinie aus dem Jahr 1998 nachbessern - unter Berücksichtigung der jüngsten Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Außerdem soll damit der Europäischen Bürgerinitiative "Right2Water" Rechnung getragen werden, die von 1,9 Bürgern - unter ihnen mehr als eine Million Deutsche - unterzeichnet wurde. Sie forderten für alle EU-Bürger Zugang zu sauberem Leitungswasser. Ziel der geplanten Neuregelung ist es auch, das Vertrauen der Bürger in Leitungswasser zu verbessern und so den Verbrauch von Plastikflaschen zu reduzieren.
"Über eine Million Menschen in der EU trinken gesundheitsgefährdendes Wasser", erläuterte der SPD-Abgeordnete Tiemo Wölken. Das sei nicht akzeptabel. "Zugang zu Wasser ist ein Menschenrecht", betonte auch der deutsche Grünen-Politiker Martin Häusling.
Nach dem Votum in erster Lesung können die Verhandlungen zwischen Vertretern des Parlaments, der EU-Staaten und der Kommission beginnen. Bisher einigte sich der Rat der EU-Staaten jedoch noch nicht auf eine Position. Das Parlament hofft auf einen Abschluss der Verhandlungen noch vor der Europawahl im Mai. (A.Stefanowych--DTZ)