Wasserwirtschaft fordert Arzneimittelabgabe wegen Verunreinigung der Gewässer
Die deutsche Wasserwirtschaft hat angesichts der Belastung der Gewässer eine Arzneimittelabgabe gefordert. In einer am Montag vorgestellten Studie nahm der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) vor diesem Hintergrund auch Stellung zu Forderungen nach einer sogenannten vierten Reinigungsstufe in Kläranlagen. Die bundesweite Einführung dieser Stufe hätte eine "Erhöhung der Abwassergebühren um 17 Prozent und mehr für einen Vier-Personen-Haushalt zur Folge", erklärte der Verband.
Die Techniken einer weiteren Klärstufe seien "kostenintensiv" und betrügen 1,2 Milliarden Euro jährlich. Auf Basis dieser Kosten schlug der BDEW eine Arzneimittelabgabe vor: Nötig seien rund 2,5 Cent bezogen auf die mittlere Tagesdosis auf rezeptpflichtige Medikamente in Deutschland. Bezogen auf die Einnahme eines Medikaments beispielsweise über 30 Tage hinweg ergäbe sich so eine Belastung von 0,75 Euro, rechnete der BDEW vor.
Die Finanzierung über Medikamente wäre der Studie zufolge "verursachungsgerecht" und würde die Kosten auf alle Beteiligten, nämlich Hersteller, Handel, Apotheken, Krankenkassen und gegebenenfalls auch Patienten verteilen. Zugleich warnte der Verband davor, dass auch die Filtertechniken einer neuen Klärstufe "nicht in der Lage sind, alle unerwünschten Stoffe vollständig aus dem Wasser zu entfernen". Zudem könnten durch die Filterung neue Abbauprodukte entstehen, die dann in die Gewässer gelangten.
Nötig sei deshalb eine "neue Arzneimittelstrategie für Deutschland vom Hersteller bis zum Verbraucher", forderte der BDEW. Die verantwortlichen Stellen müssten zudem bei der Zulassung verstärkt auf die Umweltverträglichkeit der Medikamente achten.
Die Grünen-Politikerin Bettina Hoffmann erklärte dazu, es sei "alarmierend", dass die Belastung der Gewässer mit Arzneimittelrückständen immer weiter zunehme. Die Bundesregierung müsse das Vorsorgeprinzip ernst nehmen und Gewässerverunreinigungen mit Spurenstoffen "schon an der Quelle unterbinden", forderte sie. Zudem müsse sich auch die Pharmaindustrie an den Kosten der Wasserwiederaufbereitung beteiligen.
(M.Dorokhin--DTZ)