Deutsche Tageszeitung - Haus & Grund besorgt über möglichen Datenschutzverstoß bei Klingelschildern

Haus & Grund besorgt über möglichen Datenschutzverstoß bei Klingelschildern


Haus & Grund besorgt über möglichen Datenschutzverstoß bei Klingelschildern
Haus & Grund besorgt über möglichen Datenschutzverstoß bei Klingelschildern / Foto: ©

Der Eigentümerverband Haus & Grund hat von der Bundesregierung eine Klarstellung über die Zulässigkeit der Nennung von Mieternamen auf Klingelschildern gefordert. "Es darf nicht sein, dass Vermietern hohe Bußgelder drohen, nur weil sie die Namen ihrer Mieter an den Klingelschildern anbringen", sagte Haus & Grund-Präsident Kai Warnecke am Donnerstag in Berlin. Die Grünen erklärten hingegen, die "ganz überwiegende Mehrzahl der normalen, analogen Klingelschilder" sei von der EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) "nicht betroffen".

Textgröße ändern:

Hintergrund für die Befürchtungen ist die Entscheidung eines großes Wohnungsunternehmens in Wien, an 220.000 Wohnungen die Namen der Mieter durch Nummern zu ersetzen. Zuvor war ein Gericht zu dem Schluss gekommen, dass die Nennung des Namens neben der Türnummer gegen die DSGVO verstoße.

Die neuen Datenschutzregeln der EU waren am 25. Mai endgültig in Kraft getreten. Sie machen Unternehmen und Organisationen europaweit gültige Vorgaben für die Speicherung von Daten. Kleinere Betriebe, Vereine und Ehrenamtliche meldeten dabei immer wieder Sorgen vor missbräuchlichen Abmahnungen an.

Die Bundesregierung müsse nun "umgehend dieses Datenschutz-Chaos beenden und klarstellen, dass Namen an Klingelschildern und Briefkästen weiterhin genannt werden dürfen", forderte Warnecke. "Wir haben es hier mit europäischem Recht zu tun", sagte der Verbandspräsident. "Deshalb müssen wir davon ausgehen, dass dies auch in Deutschland Konsequenzen hat".

Spätestens wenn Mieter den Vermieter aufforderten, den Namen zu entfernen, müsse dieser aktiv werden. Denn seit Geltung der DSGVO seien die Bußgeldandrohungen für Verstöße gegen den Datenschutz extrem gestiegen.

Die Behauptung, die Datenschutzgrundverordnung würde Mieter dazu zwingen, ihre Klingelschilder abzumontieren, entbehre "jeder Grundlage", erklärte hingegen der Grünen-Fraktionsvize Konstantin von Notz. Die "ganz überwiegende Mehrzahl der normalen, analogen Klingelschilder sind datenschutzrechtlich nicht betroffen", betonte er.

Für die anderen, die zum Beispiel in großen Wohnungsbaugesellschaften verwaltet und ausgedruckt und zum Teil sogar digital an Türen angezeigt würden, sei zwar die DSGVO einschlägig. Aber für die Anbringung des namentlichen Türschildes gebe es zweifellos ein "berechtigtes Interesse" im Sinne von Artikel 6 der DSGVO. Deshalb müsse hier "keine generelle Einwilligung eingeholt werden".

Die Mieter, die von sich aus keine namentliche Veröffentlichung wollten, können dem Anbringen ihres Namens am Klingelschild selbstverständlich widersprechen, fügte von Notz hinzu und warnte davor, "substanzlos gegen die neue EU-Datenschutzgrundverordnung zu wettern" und damit Menschen zu verunsichern.

(W.Uljanov--DTZ)

Empfohlen

Stahlindustrie am Scheideweg: Länder fordern günstigen Strom und Wasserstoff

Anlässlich des Stahlgipfels in Duisburg haben die elf deutschen Bundesländer mit Stahlstandorten die Bundesregierung dazu aufgefordert, die Voraussetzungen für einen Erhalt der Stahlindustrie in Deutschland zu schaffen. Notwendig seien bezahlbare Energie und ausreichend grüner Wasserstoff, forderten sie am Montag gemeinsam mit der Wirtschaftsvereinigung Stahl und der IG Metall. Zudem seien auch handelspolitische Maßnahmen nötig, um die Hersteller vor billigen Importen zu schützen.

Boeing kündigt mitten in Streik umfangreiche Sparmaßnahmen an

Inmitten des Streiks bei Boeing hat der angeschlagene US-Flugzeugbauer umfangreiche Sparmaßnahmen wie die Beurlaubung von Mitarbeitern und einen Einstellungsstopp angekündigt. Boeing befinde sich derzeit "in einer schwierigen Phase", erklärte der Finanzchef des Konzerns, Brian West, am Montag in einer Mitteilung an die Mitarbeiter. "Dieser Streik gefährdet unsere Erholung bedeutend und wir müssen die notwendigen Maßnahmen ergreifen", damit das Unternehmen liquide bleibe und seine Zukunft nicht gefährdet werde.

Britischer Premier Starmer lobt bei Italien-Besuch Melonis Einwanderungspolitik

Der britische Premierminister Keir Starmer hat bei einem Besuch in Italien den Umgang der ultrarechten Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni mit irregulärer Migration gelobt. Der Sozialdemokrat Starmer sagte am Montag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Rom, Meloni habe "bemerkenswerte Fortschritte bei der Zusammenarbeit mit Ländern entlang der Migrationsrouten erzielt", indem sie "die Ursachen der Migration an der Wurzel angepackt" habe und "gegen die Schlepperbanden vorgegangen" sei.

Stahlindustrie am Scheideweg: Sorge um Standort Deutschland und Arbeitsplätze

Anlässlich des Nationalen Stahlgipfels in Duisburg sind erneut Befürchtungen vor einem schleichenden Niedergang der Branche in Deutschland und einem weitreichenden Arbeitsplatzabbau laut geworden. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) warnte mit Blick auf die Vorgänge beim Industriekonzern Thyssenkrupp vor einem Verschwinden der Stahlindustrie in Deutschland. Die Organisation Germanwatch forderte "verlässliche Zusagen aus der Politik".

Textgröße ändern: