DIW-Forscher: Große Mehrheit empfindet niedrige Löhne als ungerecht
Beschäftigte in Deutschland akzeptieren grundsätzlich eine ungleiche Einkommensverteilung - sie empfinden niedrige Einkommen aber mehrheitlich als ungerecht. Das sind die zentralen Ergebnisse einer Studie, die das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) am Mittwoch präsentierte. Aus Sicht "fast aller befragten Beschäftigten" seien Menschen in Deutschland am unteren Ende der Einkommensverteilung unterbezahlt, erklärte Studienautorin Jule Adriaans.
So empfinden demnach 96 Prozent der Befragten geringe Einkommen (durchschnittlich 1200 Euro brutto im Monat) als zu niedrig, bei mittleren Einkommen (2700 Euro) sagen das 81 Prozent. Hohe Gehälter (6100 Euro) empfindet der Umfrage zufolge etwa die Hälfte der Befragten als gerecht, 38 Prozent halten sie für zu hoch. Allerdings seien auch keine Top-Einkommenskategorien abgefragt worden, gaben die Autoren zu bedenken. Für die Studie wurden Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) ausgewertet sowie 2400 repräsentativ ausgewählte Erwerbstätige befragt.
Die Tatsache, dass es Ungleichheiten gibt, werde "grundsätzlich akzeptiert", erklärte Adriaans. Die meisten Menschen wünschten sich bezüglich des Einkommens keine egalitärere Gesellschaft, solange das Leistungsprinzip respektiert werde.
Befragte, die sich selbst als unterbezahlt sehen, tendierten indes eher dazu, ihre Leistung am Arbeitsplatz zurückzufahren, erklärten die Autoren. Zudem tendierten sie dazu, sich politisch zurückzuziehen. Das gelte auch für diejenigen, die untere Einkommen generell als zu gering einstufen.
(W.Budayev--DTZ)