Deutsche Tageszeitung - Inflation: Strompreis wird 2018 wahrscheinlich weiter massiv steigen

Inflation: Strompreis wird 2018 wahrscheinlich weiter massiv steigen


Inflation: Strompreis wird 2018 wahrscheinlich weiter massiv steigen
Inflation: Strompreis wird 2018 wahrscheinlich weiter massiv steigen / Foto: ©

Der Strompreis wird wahrscheinlich für viele Verbraucher im kommenden Jahr steigen. Ein Grund dafür sei die erwartete Steigerung der Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), erklärte der Bundesverband der Energieabnehmer (VEA) am Freitag. Zudem kündigten Netzbetreiber in den vergangenen Wochen Steigerungen der Netzentgelte an. Heizöl verteuerte sich zudem im Zeitraum von Juni bis September um elf Prozent und könnte wegen des Beginns der Heizsaison noch teurer werden, wie Analysten erklärten.

Textgröße ändern:

Nach Angaben der Bundesnetzagentur machte die EEG-Umlage im vergangenen Jahr etwa ein Fünftel des Preises aus, ebenso die Netzentgelte. Der VEA prognostizierte, dass die EEG-Umlage von derzeit 6,88 Cent pro Kilowattstunde Strom auf etwa sieben Cent nächstes Jahr steigen wird. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) wollte sich nicht festlegen: "Jetzt Prognosen über die Höhe der Strompreise abzugeben, gleicht einem Blick in die Glaskugel", erklärte BDEW-Chef Stefan Kapferer. Allein die EEG-Umlage hänge von zahlreichen Faktoren wie etwa der eingespeisten Strommenge der verschiedenen Energieträger ab, deren Entwicklung ungewiss sei. Die "Bild"-Zeitung hatte in ihrer Freitagsausgabe über steigende Preise berichtet.

Bei den vier deutschen Netzbetreibern dürften sich die Preise unterschiedlich entwickeln. Das Dortmunder Unternehmen Amprion, das vor allem in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland aktiv ist, kündigte bereits eine Verteuerung der Netzentgelte um 45 Prozent an. Bei TransnetBW aus Baden-Württemberg sollen die Entgelte um 13 Prozent steigen. Der Betreiber Tennet will die Entgelte um neun Prozent steigern. "Wir erwarten, dass ein Durchschnittskunde mit einem Verbrauch von 3500 Kilowattstunden etwa 30 Euro mehr im Jahr zahlen wird", sagte ein Sprecher am Freitag.

Der einzige Betreiber, dessen Entgelte sinken, ist 50Hertz in Ostdeutschland. Der Rückgang soll nach jüngsten Angaben des Unternehmens elf Prozent betragen. Wie sich die Änderungen der Netzentgelte auf die Preise der Endverbraucher auswirken, ist laut Bundesnetzagentur regional sehr unterschiedlich.

Florian Munder von der Verbraucherzentrale Berlin rät, dass Verbraucher regelmäßig einen Stromanbieterwechsel prüfen sollten. Die Preise fänden sie auf Vergleichsportalen im Internet und die Verbraucherzentralen könnten bei Fragen beraten.

Auch beim Heizöl müssen sich die Verbraucher wahrscheinlich auf steigende Kosten einstellen. Seit dem bisherigen Jahrestief im Juni sei der Durchschnittspreis bis September um elf Prozent gestiegen, teilte das Vergleichsportal Check24 am Freitag mit. Wegen der beginnenden Heizsaison erwartet Rainer Wiek vom Energie-Informationsdienst EID eine steigende Nachfrage, die Preisanstiege würden sich aber "im Zaum halten."  (O.Tatarinov--DTZ)

Empfohlen

Stahlindustrie am Scheideweg: Länder fordern günstigen Strom und Wasserstoff

Anlässlich des Stahlgipfels in Duisburg haben die elf deutschen Bundesländer mit Stahlstandorten die Bundesregierung dazu aufgefordert, die Voraussetzungen für einen Erhalt der Stahlindustrie in Deutschland zu schaffen. Notwendig seien bezahlbare Energie und ausreichend grüner Wasserstoff, forderten sie am Montag gemeinsam mit der Wirtschaftsvereinigung Stahl und der IG Metall. Zudem seien auch handelspolitische Maßnahmen nötig, um die Hersteller vor billigen Importen zu schützen.

Boeing kündigt mitten in Streik umfangreiche Sparmaßnahmen an

Inmitten des Streiks bei Boeing hat der angeschlagene US-Flugzeugbauer umfangreiche Sparmaßnahmen wie die Beurlaubung von Mitarbeitern und einen Einstellungsstopp angekündigt. Boeing befinde sich derzeit "in einer schwierigen Phase", erklärte der Finanzchef des Konzerns, Brian West, am Montag in einer Mitteilung an die Mitarbeiter. "Dieser Streik gefährdet unsere Erholung bedeutend und wir müssen die notwendigen Maßnahmen ergreifen", damit das Unternehmen liquide bleibe und seine Zukunft nicht gefährdet werde.

Britischer Premier Starmer lobt bei Italien-Besuch Melonis Einwanderungspolitik

Der britische Premierminister Keir Starmer hat bei einem Besuch in Italien den Umgang der ultrarechten Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni mit irregulärer Migration gelobt. Der Sozialdemokrat Starmer sagte am Montag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Rom, Meloni habe "bemerkenswerte Fortschritte bei der Zusammenarbeit mit Ländern entlang der Migrationsrouten erzielt", indem sie "die Ursachen der Migration an der Wurzel angepackt" habe und "gegen die Schlepperbanden vorgegangen" sei.

Stahlindustrie am Scheideweg: Sorge um Standort Deutschland und Arbeitsplätze

Anlässlich des Nationalen Stahlgipfels in Duisburg sind erneut Befürchtungen vor einem schleichenden Niedergang der Branche in Deutschland und einem weitreichenden Arbeitsplatzabbau laut geworden. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) warnte mit Blick auf die Vorgänge beim Industriekonzern Thyssenkrupp vor einem Verschwinden der Stahlindustrie in Deutschland. Die Organisation Germanwatch forderte "verlässliche Zusagen aus der Politik".

Textgröße ändern: