Studie bemängelt wenig ausgeprägte digitale Kultur in Deutschland
Deutschland schneidet einer Studie zufolge bei der Nutzung digitaler Dienstleistungen schlecht ab. Dies könnte dazu führen, dass die Bundesrepublik wirtschaftlich ins Hintertreffen gerät, warnt die Bertelsmann Stiftung, die die Studie in Auftrag gegeben hat. Spitzenreiter bei digitalen Dienstleistungen wie Online-Banking oder Dating-Apps ist demnach Irland.
Die Studie nennt mehrere Gründe für die schlechte Platzierung Deutschlands. Zunächst Mängel in der Infrastruktur: Deutschland sei beim Ausbau von Breitbandnetzen international zurückgefallen. Starke Rückstände gebe es im internationalen Vergleich bei der Anzahl sicherer Internetserver und bei der Internetbandbreite. Was die Nutzung und vor allem die Kosten von Mobilfunk und Breitband unter Berücksichtigung der Kaufkraft angeht, fällt Deutschland im Schnitt sogar hinter der Gruppe der BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) zurück.
Hinzu kommt eine Art digitaler Ungleichheit: Insbesondere ältere Bürger, Menschen mit geringer Bildung und Arbeitslose nutzten das Internet deutlich weniger als vergleichbare Gruppen in anderen Staaten.
Auch die Unternehmen hierzulande setzen neue Technologien laut Studie selten intensiv ein - im europäischen Vergleich unterdurchschnittlich oft. Firmen nutzen beispielsweise nur selten Cloud-Dienste oder verkaufen ihre Produkte über eine Website.
Im Vergleich mit 28 anderen Industrieländern landet Deutschland beim Handel mit digitalen Dienstleistungen nur auf Platz 19. Für die Wirtschaftsexperten der Bertelsmann Stiftung ein Warnsignal: "Der Handel mit Gütern stagniert seit Jahren – der Handel mit Dienstleistungen hingegen verzeichnet solide Wachstumsraten, insbesondere der Handel mit digitalen Dienstleistungen."
Insgesamt machen Dienstleistungen bereits fast ein Viertel des internationalen Handels aus. In Deutschland éntfallen 70 Prozent der Wirtschaftsleistung auf den Service-Sektor. "Deshalb ist es entscheidend, dass wir den Strukturwandel nicht verschlafen und die Potenziale digitaler Dienstleistungen besser nutzen", sagt Christian Bluth von der Bertelsmann-Stiftung.
(W.Uljanov--DTZ)