"Reges Investoreninteresse" an insolventer Air Berlin
Einen Monat nach der Insolvenzmeldung von Air Berlin haben mehrere Interessenten verbindliche Kaufangebote für Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft vorgelegt. Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann sprach nach Ablauf der Bieterfrist am Freitag von einem "regen Investoreninteresse". Die Angebote sollen nun "sehr sorgfältig" geprüft werden, eine Entscheidung soll aber erst nach der Bundestagswahl fallen. Die Gewerkschaft Verdi kritisierte diesen späten Entscheidungstermin.
Air Berlin hatte Mitte August Insolvenz angemeldet, pünktlich um 14.00 Uhr endete am Freitag die Frist für verbindliche Kaufangebote für Unternehmensteile oder die gesamte Airline. Es lägen "Angebote mehrerer Bieter" vor, erklärte Air Berlin anschließend. Um welche Bieter es sich handelt, teilte die Airline nicht mit.
Deutschlands größte Fluggesellschaft Lufthansa bestätigte am Nachmittag ihr Angebot, wollte aber keine Einzelheiten nennen. Im Vorfeld hatten weitere Unternehmer und Firmen Interesse bekundet.
Eine abschließende Entscheidung über den Zuschlag soll erst nach der Bundestagswahl getroffen werden. Der Generalbevollmächtigte Frank Kebekus erklärte, die Angebote würden nun "sehr sorgfältig" geprüft, dann werde die Auswertung dem Gläubigerausschuss am 21. September präsentiert. Am 25. September tagt der Aufsichtsrat von Air Berlin, danach soll die Entscheidung bekanntgegeben werden.
Die Angebote müssen außer dem Kaufpreis unter anderem Informationen über den Bieter und Angaben zur künftigen strategischen Ausrichtung enthalten. Außerdem müssen die Bieter genau darlegen, welche Teile sie erwerben wollen und welche Erfahrungen sie in der Luftfahrtbranche haben. Es werde nun nach "bestmöglichen Lösungen für das Unternehmen und die Mitarbeiter" gesucht, erklärte Air-Berlin-Chef Winkelmann. Es sollten "so viele Arbeitsplätze wie möglich" gerettet werden.
Besonders die Gewerkschaften sorgen sich um das Schicksal der mehr als 8000 Beschäftigten von Air Berlin - auch bei einer Übernahme zu womöglich schlechteren Konditionen. Nachdem sich schon am Donnerstag abgezeichnet hatte, dass eine Entscheidung über den Zuschlag nicht am 21. September sondern erst nach der Wahl bekanntgegeben werden soll, übte Verdi am Freitag scharfe Kritik.
"Diese Vertagung geht vor allem zu Lasten der Beschäftigten, die endlich Entscheidungen über ihre Arbeitsplätze und über ihre Zukunft wollen", erklärte Verdi-Vorstandsmitglied Christine Behle. Die Nerven lägen bei den betroffenen Beschäftigten blank und sie seien in großer Sorge um ihre Arbeitsplätze.
Als aussichtsreiche Bieterin gilt die Lufthansa. Zum Zuge kommen könnte auch ein Konsortium um den Unternehmer Niki Lauda, der einst die Air-Berlin-Tochter Niki gegründet hatte. Außerdem hatten der Nürnberger Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl, der Unternehmer Utz Claassen sowie Medienberichten zufolge der britische Billigflieger Easyjet Interesse geäußert.
(Y.Ignatiev--DTZ)