Monopolkommission warnt vor Bevorzugung der Lufthansa bei Air Berlin
Im Ringen um die Aufteilung der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin hat der Vorsitzende der Monopolkommission, Achim Wambach, vor einer politisch motivierten Bevorzugung der Lufthansa gewarnt. Zwar sei gegen einen höheren Marktanteil der Lufthansa in der internationalen Luftfahrt nichts einzuwenden, doch überzeuge dies nicht, wenn dafür "auf Wettbewerb auf deutschen Flugstrecken verzichtet würde", sagte Wambach in einem aktuellen Interview.
Eine solche Wettbewerbseinschränkung führe nur zu weniger Innovationen und unattraktiveren Produkten, sagte Wambach weiter. Die Lufthansa solle jedoch besser auf guten Service zu attraktiven Preisen setzen.
Die Monopolkommission ist ein unabhängiges Beratergremium der Bundesregierung in Wettbewerbsfragen. Zuvor hatte auch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in einer Studie die massive Befürchtung geäußert, die Lufthansa könnte durch eine Übernahme von Air Berlin auf vielen Strecken eine Monopolstellung oder Marktanteile von mehr als 70 Prozent erreichen.
Air Berlin hatte am Dienstag Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet. Große Teile der Airline könnten an die Lufthansa gehen, sofern die Kartellwächter zustimmen. Medienberichten zufolge haben auch die Thomas-Cook-Tochter Condor sowie der britische Billigflieger Easyjet Interesse an Teilen der Air Berlin. Kritik kommt unter anderem von dem Billigflieger Ryanair, der Wettbewerbsnachteile befürchtet. Mittlerweile meldete auch der Nürnberger Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl Interesse an einer Übernahme von Air Berlin an. Er will die Airline als Ganzes erhalten.
Auf eine schnelle Lösung für Air Berlin drängte unterdessen der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Eric Schweitzer. Er hält die kartellrechtlichen Probleme im Fall einer Teilübernahme durch die Lufthansa für überwindbar, stellte aber auch klar: "Es wird keine Lösung geben, gegen die die Wettbewerbsbehörden sind." Diese würden sehr genau prüfen, dass kein Unternehmen in eine marktbeherrschende Stellung kommt.
Vor baldigen Kündigungen bei Air Berlin im großen Stil warnte der Insolvenz- und Sanierungsexperte Ralf Moldenhauer von der Unternehmensberatung BCG. "Das Unternehmen und der Sachwalter werden wohl keine Alternative haben, als in einigen Bereichen schnell Kündigungen auszusprechen", sagte er der "Rheinischen Post" vom Samstag. Die gelte vor allem für den Verwaltungsbereich der Airline.
Air Berlin setzt mit Hilfe eines Überbrückungskredits der Bundesregierung vorerst den Flugbetrieb fort. Die dafür bereitgestellten 150 Millionen Euro reichen aber nur für wenige Monate. DIHK-Präsident Schweitzer rechtfertigte das von der Bevölkerung stark kritisierte Einspringen des Bundes als angemessen, "für die Perspektive, dass die Flugzeuge in der Luft bleiben und die Mitarbeiter weiter beschäftigt werden". (P.Vasilyevsky--DTZ)