Wirtschaft: Übernahmepoker um bankrotte Air Berlin in vollem Gange
Die insolvente Fluggesellschaft Air Berlin könnte schon in den kommenden Wochen zerschlagen werden. Nach den Worten von Konzernchef Thomas Winkelmann steht Air Berlin derzeit mit drei Interessenten in Kontakt, bis September will er demnach "juristisch belastbare Vereinbarungen" getroffen haben. Deutsche Wettbewerbshüter äußerten indes Bedenken gegen eine mögliche Übernahme durch die Lufthansa und kündigten strenge Auflagen für die größte deutsche Fluggesellschaft an.
Winkelmann sagte aktuell in einem Interview, neben der Lufthansa stehe Air Berlin "mit zwei weiteren Interessenten aus der Luftfahrt in Kontakt". Alle Unternehmen, mit denen Gespräche liefen, seien "in finanzieller Hinsicht seriös" und vom Volumen her "ausreichend groß, um Air Berlin eine sichere Zukunft zu bieten". Um wen es sich handelte, ließ er offen.
Medienberichten zufolge haben auch die Thomas-Cook-Tochter Condor sowie der britische Billigflieger Easyjet Interesse an Teilen der Air Berlin. Condor erklärte dazu am Donnerstag lediglich, Thomas Cook und die Fluggesellschaft stünden "für eine aktive Beteiligung an der Zukunft von Air Berlin bereit". Sie seien bereit, eine "aktive Rolle bei möglichen Auffanglösungen zu spielen", wenn diese nachhaltig und kartellrechtlich zulässig seien. Easyjet wollte die "Spekulationen" nicht kommentieren.
Wie die "Süddeutsche Zeitung" unterdessen berichtete, könnte die Lufthansa bereits am Freitag Verhandlungen mit dem Sachwalter Lucas Flöther und dem Vorstand von Air Berlin aufnehmen, die über das Wochenende fortgeführt werden sollen. Die Zeitung berief sich in ihrer Freitagsausgabe auf Äußerungen von Lufthansa-Konzernchef Carsten Spohr bei einer Sondersitzung des Lufthansa-Aufsichtsrats.
Geklärt werden soll in den Verhandlungen demnach, wie der Übergang eines "großen Teils" der Strecken, Flugzeuge und Mitarbeiter organisiert werden kann. Außerdem will Lufthansa dem Bericht zufolge die Air-Berlin-Tochter Niki komplett übernehmen. Air Berlin könne bereits im September zerschlagen sein, berichtete auch die "SZ" unter Berufung auf Insider der Branche.
Air Berlin hatte am Dienstag Insolvenz angemeldet. Die Bundesregierung sprang der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft mit einem Überbrückungskredit in Höhe von 150 Millionen Euro zur Seite, damit der Flugbetrieb aufrechterhalten werden kann. Das Geld soll für einige Monate reichen.
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) sprach sich für die Übernahme "wesentlicher Teile" von Air Berlin durch die Lufthansa aus. "Wir brauchen einen deutschen Champion im internationalen Luftverkehr", sagte er der "Rheinischen Post" vom Freitag. Angesichts des europäischen und internationalen Marktumfelds könnten Monopolfragen "nicht mehr mit der rein regionalen Brille auf einzelne Standorte betrachtet werden".
Der Chef der Monopolkommission, Achim Wambach, sagte hierzu, die Lufthansa müsse mit strengen Auflagen rechnen. Die Airlines seien auf vielen Strecken direkte Konkurrenten. Die Lufthansa als größte deutsche Anbieterin müsse für eine Fusion deshalb auf weite Teile der Landerechte von Air Berlin verzichten.
Auch der Präsident des Bundeskartellamts, Andreas Mundt, sagte - die Wettbewerbsbehörde werde sich die Lufthansa-Pläne "gegebenenfalls sehr genau ansehen". Bisher ist Mundt zufolge aber noch keine Übernahme angemeldet.
FDP-Chef Christian Lindner warnte ebenfalls vor einem Lufthansa-Monopol: Der Staat solle sich "im Interesse der Kunden" nicht in den Wettbewerb zu Gunsten der Lufthansa einschalten, sagte er den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland. (N.Loginovsky--DTZ)