Deutsche Tageszeitung - Wettbewerbshüter: Air-Berlin-Übernahme durch Lufthansa kritisch

Wettbewerbshüter: Air-Berlin-Übernahme durch Lufthansa kritisch


Wettbewerbshüter:  Air-Berlin-Übernahme durch Lufthansa kritisch
Wettbewerbshüter: Air-Berlin-Übernahme durch Lufthansa kritisch / Foto: ©

Deutsche Wettbewerbshüter haben Bedenken gegen die mögliche Übernahme der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin durch die Lufthansa. Der Chef der Monopolkommission, Achim Wambach, sagte nach Information von Deutsche Tageszeitung in einem aktuellen Interview, die Lufthansa müsse mit strengen Auflagen rechnen. Auch Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) betonte, aus kartellrechtlichen Gründen könne nicht eine Airline alle Landerechte übernehmen. Sie rechne in den Verhandlungen aber mit einer schnellen Lösung.

Textgröße ändern:

Wambach sagte, Air Berlin und die Lufthansa seien auf vielen Strecken direkte Konkurrenten. Die Lufthansa als größte deutsche Anbieterin müsse für eine Fusion deshalb auf weite Teile der Landerechte von Air Berlin verzichten. Auch der Präsident des Bundeskartellamts, Andreas Mundt, sagte der "Süddeutschen Zeitung" vom Donnerstag, die Wettbewerbsbehörde werde sich die Lufthansa-Pläne "gegebenenfalls sehr genau ansehen".

Bisher ist Mundt zufolge zwar noch keine Übernahme angemeldet. Medienkreise melden unter Berufung auf Regierungskreise, die Gespräche über einen Teilverkauf an die Lufthansa seien "in der entscheidenden Phase". Nach Informationen des Redaktionsnetzwerks Deutschland soll innerhalb von vier Wochen eine Einigung gefunden werden. Demnach ist zu erwarten, dass sich Lufthansa, Eurowings und Condor die wichtigsten Flugrechte von Air Berlin aufteilen.

Zypries verteidigte den staatlichen Übergangskredit von 150 Millionen Euro an Air Berlin. Damit solle unter anderem die Übernahme der Mitarbeiter durch eine andere Gesellschaft gesichert werden, sagte sie der "Passauer Neuen Zeitung".

Der auch für Verbraucherschutz zuständige Justizminister Heiko Maas (SPD) betonte, mit dem Kredit solle auch Urlaubern geholfen werden, die bereits Flüge bei Air Berlin gebucht hätten. Sie dürften "nicht die Leidtragenden" der Insolvenz sein.

Den Vorwurf der irischen Billigfluggesellschaft Ryanair, die Pleite sei künstlich herbeigeführt worden, nannte Zypries "schlicht abwegig". Ryanair wirft der Regierung und der Lufthansa zudem vor, sich "unter Ausschluss der größten Wettbewerber" bereits im Grundsatz auf eine Aufteilung von Air Berlin geeinigt zu haben.

Gegenüber der "Bild"-Zeitung vom Donnerstag zeigte sich Ryanair erneut enttäuscht. "Unserer Meinung nach ist es offensichtlich, dass die Bundesregierung mit Lufthansa Hand in Hand daran arbeitet, Konkurrenz für Deutschland fernzuhalten", sagte Marketingchef Kenny Jacobs.  (W.Budayev--DTZ)

Empfohlen

Mehr Wettbewerb und schlechte Konsumlaune in China: Temu-Konzern wächst langsamer

Der chinesische Mutterkonzern der Billig-Shoppingplattform Temu hat erneut deutliche Umsatz- und Gewinnsteigerungen verbucht. Die Wachstumsraten der PDD Holding verlangsamen sich den Geschäftsdaten vom Donnerstag zufolge mittlerweile jedoch spürbar. Hintergrund sind ein zunehmender Wettbewerb im internationalen Onlinehandel sowie die nach wie vor schlechte Konsumlaune auf dem Heimatmarkt.

Tarifverhandlungen bei VW: Gewerkschafter schwören Belegschaft auf Widerstand ein

Beim kriselnden Autobauer Volkswagen sind unter dem Eindruck protestierender Beschäftigter die Tarifverhandlungen fortgesetzt worden. Tausende Beschäftigte nahmen mit Plakaten und Trillerpfeifen ausgerüstet am Donnerstag an einer Kundgebung in Wolfsburg teil, die Gewerkschaft IG Metall und der VW-Gesamtbetriebsrat schworen sie auf Widerstand gegen den Sparkurs der Unternehmensführung ein. Sie wollen vor allem Massenentlassungen und Werksschließungen verhindern.

Bitkom: Deutschland hinkt beim Aufbau neuer Rechenzentren hinterher

Deutschland hinkt nach Ansicht des Digitalverbands Bitkom im internationalen Vergleich beim Aufbau von Rechenzentren hinterher. "In den USA werden jedes Jahr zwei- bis dreimal so viele Kapazitäten neu zugebaut, wie in Deutschland überhaupt installiert sind", erklärte Bitkom-Hauptgeschäftsführer, Bernhard Rohleder am Donnerstag. Es sei höchste Zeit gegenzusteuern. Rechenzentren beschrieb Rohleder als das "Rückgrat der Digitalisierung".

Ifo: Nachfrage nach Arbeitskräften in der Automobilindustrie erreicht Tiefstand

Die Krise in der deutschen Automobilindustrie zeigt sich nach Einschätzung des Münchner Ifo-Instituts deutlich am Rückgang der Stellenanzeigen in der Branche. Wie das Forschungsinstitut am Donnerstag mitteilte, erreichte die Nachfrage nach Arbeitskräften zuletzt einen Tiefstand: So lag die Anzahl der Stellenanzeigen im Oktober 53 Prozent unter der Zahl von August vergangenen Jahres.

Textgröße ändern: