EU-Agentur: Deutschland wirbt mit "Closer to Europe" für Bonn
Irgendwie kommt es einem so vor als versuche die Bundespolitik egal wie - eine Arbeit für die Bonner Statsbediensteten zu finden, welche als entfernt zweiter Standord von Ministerien und Verwaltungen einfach viel zu teuer sind! Deutschland stellt deshalb wohl auch die Bewerbung Bonns um den künftigen Sitz der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) unter das Motto "Closer to Europe" ("Näher an Europa"). Als Sonderbeauftragter von Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) wird der frühere NRW-Ministerpräsident und Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement die Bewerbung unterstützen, wie das Bundesgesundheitsministerium und die nordrhein-westfälische Landesregierung am Montag in Düsseldorf mitteilten.
Die Bundesregierung wird demnach in den nächsten Monaten in Brüssel und den EU-Mitgliedsstaaten für Bonn als "idealen Standort" für die EMA werben. Die derzeit noch in London ansässige EMA mit knapp 900 Mitarbeitern muss wegen des EU-Austritts Großbritanniens in einen anderen EU-Staat umziehen - ebenso wie die EU-Bankenaufsicht (EBA).
Um die beiden Behörden bewerben sich insgesamt 23 Städte in der EU, wobei vier Städte für beide Agenturen kandidieren. Für den künftigen EBA-Sitz tritt auf deutscher Seite Frankfurt am Main an - gemeinsam mit sieben weiteren EU-Städten wie Prag, Paris und Wien. Im Rennen um die Medikamentenbehörde EMA hat Bonn 18 Konkurrenten, darunter Amsterdam, Barcelona und Mailand.
Die Arzneimittelagentur EMA wurde 1995 gegründet und ist für die wissenschaftliche Überprüfung, Aufsicht und Überwachung von Medikamenten sowie deren Zulassung in der EU zuständig. Als Vorteil Bonns im Wettbewerb um den künftigen EMA-Sitz wertet die Bundesregierung unter anderem die Lage des früheren deutschen Regierungssitzes in der europäischen Rhein-Region und Bonns Position als "starker Gesundheits- und Pharmastandort".
Über den künftigen Sitz von EMA und EBA müssen die Mitgliedstaaten gemeinsam entscheiden. Die EU-Kommission will am 30. September einen Bericht vorlegen. Nach einer Debatte im Oktober werden die Europaminister der Mitgliedstaaten dann im November über die neuen Standorte der beiden EU-Agenturen abstimmen. (L.Møller--DTZ)