Inflationsspirale in Venezuela dreht sich immer schneller
Die Geldentwertung in Venezuela kennt kein Halten mehr. Immer schneller dreht sich die Inflationsspirale. Allein am Donnerstag verlor die Nationalwährung Bolívar auf dem Schwarzmarkt fast 15 Prozent ihres Werts und wurde dort zum Wechselkurs von 17.000 Bolívar pro Dollar getauscht.
Der von der Regierung des linksnationalistischen Staatschefs Nicolás Maduro wöchentlich festgesetzte offizielle Wechselkurs liegt derzeit bei 2870 Bolívar je Dollar. Maduros Vorgänger im Präsidentenamt, der 2013 verstorbene Hugo Chávez, hatte zu Beginn seiner 14-jährigen Amtszeit im Kampf gegen die Kapitalflucht einen fixen Wechselkurs eingeführt.
Im Bestreben, den Devisen-Schwarzmarkt zu bekämpfen, strukturierte die Regierung das Wechselkurssystem später mehrfach um. Über eine Kontrolle der Devisen übt sie das Monopol über die Einfuhr von Nahrungsmitteln und anderen Waren aus. Zugleich versucht sie, Angriffe von Spekulanten auf den Bolívar abzuwehren und den illegalen Dollar-Verkauf einzudämmen.
Das Gros der venezolanischen Bevölkerung orientiert sich am Schwarzmarktkurs. Sie spricht vom "dolar negro". "Jedes Mal, wenn der schwarze Dollar hochgeht, bist du ein Stück ärmer", sagt Juan Zabala resigniert. Der leitende Angestellte eines Rückversicherungsunternehmens in der Hauptstadt Caracas verdient monatlich 800.000 Bolívar. Am Donnerstag entprach das 47 Dollar. Vor einem Jahr waren es noch 200 Dollar.
Wer es sich leisten kann, hortet Greenbacks bei sich zu Hause. Doch selbst Zubala, finanziell vergleichsweise gut gestellt, gibt mittlerweile fast sein ganzes Gehalt für Nahrungsmittel aus. Für seine Diabetesmedikamente fehlt ihm oft das Geld.
Staatschef Maduro schreibt die Wertverzerrung auf dem Devisen-Schwarzmarkt einem vom Privatsektor, der Opposition und den USA geschürten "Wirtschaftskrieg" zu, mit dem sein Sturz betrieben werden solle.
Das erdölreiche Venezuela befindet sich infolge von Ölpreisverfall und Misswirtschaft in einer der schlimmsten Wirtschaftskrisen seiner Geschichte, die von drastischen Preissteigerungen begleitet wird. Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet für dieses Jahr mit einer Inflationsrate von 720 Prozent.
Wegen der anhaltenden Versorgungsengpässen gibt es in dem südamerikanischen Land fast täglich Proteste der Opposition. Bei den Ausschreitungen wurden seit Anfang April mehr als 120 Menschen getötet. Für die Gewalt machen sich Regierung und Opposition gegenseitig verantwortlich. Maduro sieht in der verfassunggebenden Versammlung ein Mittel, die schwere Krise in den Griff zu bekommen.
(Y.Ignatiev--DTZ)