Mit Insektengift belastete Eier fast bundesweit verbreitet
Der Skandal um mit einem Insektengift belastete Eier weitet sich bundesweit aus: Es habe sich gezeigt, "dass Deutschland stärker betroffen ist als zunächst angenommen", sagte Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) am Donnerstagabend in Berlin. Die deutschen Behörden gingen derzeit davon aus, dass zwölf Bundesländer betroffen seien.
Nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums wurden mindestens drei Millionen mit dem Insektizid Fipronil kontaminierte Eier aus den Niederlanden nach Deutschland geliefert. Ein großer Teil davon sei in den Handel gelangt. "Die zuständigen Behörden der Lebensmittelüberwachung in den Bundesländern haben die betroffenen Eier-Chargen zurückgerufen und prüfen intensiv, ob weitere Chargen kontaminiert sein könnten", teilte das Ministerium mit.
Doch der Ursprung des Skandals ist nach bisherige Erkenntnissen Belgien, wo offenbar ein für die Nutztierhaltung zugelassenes rein pflanzliches Desinfektionsmittel mit dem für die Nutztierhaltung verbotenen Fipronil "gepanscht" wurde, wie Schmidt nach einer Krisenkonferenz der zuständigen Behörden mit den Bundesländern berichtete. Das mit dem Insektengift versetzte Desinfektionsmittel sei auch nach Deutschland geliefert worden.
Eine "Schlüsselrolle" nehmen demnach Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen ein. "Dort haben die in Deutschland erzeugten und belasteten Eier ihren Ursprung oder sind von dort aus in den Warenverkehr gebracht worden", sagte der CSU-Politiker. Dort produzierte Eier seien in andere Bundesländer geliefert worden. Mehrere Supermarktketten haben bestimmte Eierlieferungen aus dem Verkauf genommen.
Das Insektizid Fipronil wird nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) unter anderem gegen Flöhe, Läuse, Zecken, Schaben und Milben eingesetzt. Demnach besteht durch den Verzehr der belasteten Hühnereier "keine konkrete" Gesundheitsgefährdung. "Für die besonders empfindliche Verbrauchergruppe Kinder ist ein gesundheitliches Risiko nicht völlig auszuschließen", teilte das Landwirtschaftsministerium mit.
Das vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit betriebene Portal www.lebensmittelwarnung.de listet die betroffenen Bundesländer auf. Dort finden Verbraucher auch die Stempelcodes, mit denen die betroffenen Eier gekennzeichnet sind.
"Wer Eier mit einem der betroffenen Stempelcodes zuhause hat, sollte sie zum Händler zurück bringen", riet die Lebensmittelrechtsexpertin bei der Verbraucherzentrale Brandenburg, Annett Reinke. Auf keinen Fall sollten die betroffenen Eier gegessen werden.
Die Verbraucherorganisation Foodwatch befürchtete, dass die Belastung nicht nur Eier betrifft. "Behörden und Unternehmen müssen jetzt nachverfolgen und unverzüglich öffentlich machen, welche Eier betroffen sind und vor allem auch, in welchen Lebensmitteln belastete Eier verarbeitet wurden", erklärte Foodwatch-Geschäftsführer Martin Rücker. "Auch diese Produkte gehören vorsorglich aus dem Verkehr gezogen und öffentlich zurückgerufen."
Schmidt forderte ganz besonders auch die Behörden in Belgien und den Niederlanden auf, "den Sachverhalt zügig und lückenlos" aufzuklären. Die Verantwortlichen für den Lebensmittelskandal müssten in den beiden Staaten zudem gegebenenfalls strafrechtlich verfolgt werden.
Eine Sprecherin der EU-Kommission sagte in Brüssel, die Entwicklungen würden aufmerksam verfolgt. "Ich kann sagen, dass die Betriebe identifiziert wurden, die Eier blockiert sind, die kontaminierten Eier zurückverfolgt und vom Markt genommen wurden." Die Situation sei "unter Kontrolle".
(O.Tatarinov--DTZ)