Frankreichs Regierungssprecher bezeichnet Überschwemmungen als "Klimakatastrophe"
Die französische Regierung sieht die jüngsten Überschwemmungen im Norden des Landes als eine Auswirkung der "Klimakatastrophe". "Angesichts dieser Katastrophen, die immer häufiger werden, (...) müssen wir handeln", sagte Regierungssprecher Olivier Véran dem Sender BFM am Donnerstag. "Alles, was repariert werden muss, wird repariert werden", fügte er hinzu. Er wollte gemeinsam mit Umweltminister Christophe Béchu im Lauf des Tages betroffene Gemeinden im Norden Frankreichs besuchen.
Am Vortag war ein 73 Jahre alter Mann in der Nähe von Nantes in seinem teils mit Wasser vollgelaufenen Auto ums Leben gekommen. Taucher der Gendarmerie hatten den Mann gefunden, der nach Angaben der Staatsanwaltschaft eine Straße befahren hatte, die wegen Hochwassers gesperrt gewesen war.
Besonders betroffen war das Département Pas-de-Calais, wo die Überschwemmungen die jüngsten Höchststände vom November teils übertrafen. Zahlreiche Orte im äußersten Norden Frankreichs waren bereits im November nach massiven Regenfällen infolge eines Sturms überflutet worden.
Im nordfranzösischen Arques waren am Donnerstag Traktoren im Einsatz, um die Bewohner durch die überfluteten Straßen zu transportieren. Insgesamt mussten mehr als 370 Menschen in Sicherheit gebracht werden. Die Behörden verteilten Wasser in Plastikflaschen, da am Mittwochabend mehr als 2000 Menschen keinen Zugang mehr zu Trinkwasser hatten. Zeitweise waren mehr als 10.000 Haushalte ohne Strom.
Mehrere Wasserpumpen sollen eingesetzt werden, um das Wasser abzupumpen. Vier davon werden nach Angaben der EU-Kommission aus den Niederlanden, Tschechien und der Slowakei zur Verfügung gestellt.
Experten machen für die schlimmen Auswirkungen des Hochwassers auch die Bodenversiegelung verantwortlich. Seit Jahrzehnten würden Industriegebiete und öffentliche Gebäude in Talsohlen gebaut, in denen bei starken Regenfällen das Wasser abfließen sollte. "Ungeachtet aller Gesetzestexte wurde seit Jahren eine unverantwortliche Politik betrieben", sagte der Geologe Francis Meilliez der Zeitung "Le Monde".
(L.Svenson--DTZ)