Deutsche Tageszeitung - Greenpeace: Immer weniger Kühe kommen auf die Weide

Greenpeace: Immer weniger Kühe kommen auf die Weide


Greenpeace: Immer weniger Kühe kommen auf die Weide
Greenpeace: Immer weniger Kühe kommen auf die Weide / Foto: © AFP

Vor der Konferenz der Landwirtschaftsministerinnen und -minister in Büsum hat die Umweltorganisation Greenpeace von Bundesminister Cem Özdemir (Grüne) eine stärkere Förderung der Weidehaltung gefordert. Im Jahr 2020 hätten nur 31 Prozent der Milchkühe in Deutschland Zugang zur Weide gehabt, 2010 seien es noch 42 Prozent gewesen, teilte Greenpeace am Dienstag mit. Dabei sei die Weidehaltung nicht nur besonders artgerecht, sie sei auch ökologisch besonders wertvoll.

Textgröße ändern:

"Weder Bund noch Länder setzen sich bisher ausreichend für Milchviehbetriebe ein, die ihre Kühe auf die Weide lassen", kritisierte Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Martin Hofstetter. Der Bund müsse jetzt mit einem starken Weideförderprogramm die Trendwende einleiten. Es gebe ausreichend Gelder der Europäischen Union, die dafür genutzt werden könnten.

Greenpeace wertete Angaben des Statistischen Bundesamtes zu den einzelnen Bundesländern aus. Demnach leben die meisten der knapp vier Millionen Milchkühe in Deutschland in Bayern (28 Prozent), gefolgt von Niedersachsen (21 Prozent) und Nordrhein-Westfalen (zehn Prozent).

In Bayern hat demnach nur jede fünfte Kuh (18 Prozent) Zugang zur Weide, in Baden-Württemberg jede vierte Kuh. Schleswig-Holstein ist in dem Ranking Spitzenreiter: Dort kommt die Hälfte aller Kühe zumindest zeitweise auf die Weide. In Bayern werde zudem ein erheblicher Anteil der Tiere in Anbindeställen gehalten, was aus Tierschutzgründen umstritten ist und laut Koalitionsvertrag binnen zehn Jahren beendet werden soll, wie Greenpeace betonte.

Hofstetter forderte: "Die Milchviehhaltung in Deutschland muss dringend verbessert werden." Kühe seien von Natur aus Lauftiere, die Gras fressen. "Wir haben aus ihnen überzüchtete Turbokühe gemacht, die ganzjährig im Stall stehen und mit immer mehr Kraftfuttereinsatz dazu gebracht werden, maximal viel Milch zu geben."

Die stark steigenden Verkaufszahlen von Weidemilch- und Biomilchprodukten zeigten, dass es eine zunehmende Nachfrage für Milch aus guter Tierhaltung gebe. Das honorierten Molkereien gegenüber den Landwirten nicht genügend. Daher soll aus Sicht von Greenpeace der Staat aktiv werden. Bei der am Mittwoch startenden Konferenz der Landwirtschaftsministerinnen und -minister in Büsum steht das Thema Gründland- und Weideförderung auf der Tagesordnung.

(M.Travkina--DTZ)

Empfohlen

Sandsturm im Irak: Mehr als 3700 Menschen wegen Atembeschwerden behandelt

Wegen eines Sandsturms sind im Irak mehr als 3700 Menschen mit Atembeschwerden medizinisch versorgt worden. Seit Montag seien 3747 Fälle von Atemnot gezählt worden, erklärte der Sprecher des irakischen Gesundheitsministeriums, Saif al-Badr, am Dienstag. Es sei aber niemand auf die Intensivstation gebracht worden. Am Montag waren die Flughäfen in Basra und Nadschaf aufgrund der geringen Sichtweite vorübergehend geschlossen worden.

Grünen-Fraktionschefin Haßelmann kritisiert Rückschritt für Klimaschutz im Koalitionsvertrag

Grünen-Fraktionsvorsitzende Britta Haßelmann hat die Positionen zum Klimaschutz im Koalitionsvertrag von Union und SPD als Rückschritt bezeichnet. Bei der Grundgesetzänderung für das Milliarden-Finanzpaket habe es noch eine klare Position zur Klimaneutralität gegeben, "aber jetzt schleifen wir die Klimaziele und bauen Umweltrechte und Schutzstandards für Bürgerinnen und Bürger ab", sagte sie am Donnerstag im ARD-"Morgenmagazin".

Union und SPD halten an Klimazielen fest - unter Vorbehalten

Union und SPD wollen laut ihrem Koalitionsvertrag an Deutschlands nationalen und internationalen Klimazielen festhalten. Dies gilt demnach auch für das Ziel der Klimaneutralität bis 2045. Erreicht werden solle dies "mit einem Ansatz, der Klimaschutz, wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit und soziale Ausgewogenheit zusammenbringt und auf Innovationen setzt".

Beschwerde gegen 2023 beschlossenes Klimaschutzprogramm scheitert in Karlsruhe

Eine Verfassungsbeschwerde gegen das 2023 beschlossene Klimaschutzprogramm ist in Karlsruhe gescheitert. Das Bundesverfassungsgericht erklärte sie nach Angaben vom Mittwoch für unzulässig. 2024 war bereits ein neues Klimaschutzgesetz in Kraft getreten, gegen das ebenfalls Beschwerden laufen. Über diese ist noch nicht entschieden. (Az. 1 BvR 2047/23)

Textgröße ändern: