Deutsche Tageszeitung - Vogelnachwuchs an deutscher Nordseeküste durch "Kükenflut" drastisch dezimiert

Vogelnachwuchs an deutscher Nordseeküste durch "Kükenflut" drastisch dezimiert


Vogelnachwuchs an deutscher Nordseeküste durch "Kükenflut" drastisch dezimiert
Vogelnachwuchs an deutscher Nordseeküste durch "Kükenflut" drastisch dezimiert / Foto: © AFP/Archiv

Eine sogenannte Kükenflut hat den Seevogelnachwuchs an der deutschen Nordsee laut Naturschützern drastisch dezimiert. Halligen, Salzmarschen und Vorländer im Wattenmeer seien am Sonntag bei einem Sommerhochwasser mitten in der Brutsaison überflutet worden, erklärte der Verein Jordsand zum Schutz der Seevögel und der Natur am Dienstag im schleswig-holsteinischen Ahrensburg. Küken und bebrütete Eier seien weggespült worden oder hätten sich unterkühlt.

Textgröße ändern:

Nach Angaben des Vereins waren zahlreiche von Seevögeln genutzte Flächen zwischen der Elbmündung und Nordfriesland teils bis zu zwei Stunden lang überflutet. "Der Zeitpunkt hätte nicht schlechter sein können", erklärte dessen Vorsitzender Veit Hennig. Es sei "äußerst fraglich", ob Elternvögel so spät in der diesjährigen Brutsaison noch mit einer Ersatzbrut begännen.

Sturmflutsaison an der Nordsee ist eigentlich zwischen September und März, aber auch im Sommer kann es zu Überflutungen aufgrund von Wetterlagen mit Starkwind kommen. Wegen der Auswirkungen auf die in der Region brütenden Vogelbestände werden diese auch als sogenannte Kükenfluten bezeichnet.

Nach Angaben von Jordsand gab es solche Hochwasserereignisse immer schon. Die Häufigkeit gerade im Juni habe in den vergangenen Jahren aber "signifikant" zugenommen, erklärte der Verein. Wetterlagen hätten sich "durch den Klimawandel stark verändert". Am Sonntag herrschte demnach eine sogenannte Springtide kurz nach Neumond, dazu kamen starke Winde. Es gab Fluthöhen von bis zu einem Meter, für Menschen bedeuteten diese allerdings keine Gefahr.

Viele Halligen standen demnach zu großen Teilen unter Wasser, überflutet wurden etwa Gelege von Lachmöwen, Flussseeschwalben, Säbelschnäblern und Austernfischern. Insgesamt besser davon kam die einzige Brutkolonie von Brandseeschwalben an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste auf der Hallig Norderoog. Sie war laut Verein nicht voll betroffen, weil sie höher liegt.

Das Wattenmeer an der Nordseeküste ist ein wichtiges Rast- und Brutgebiet für Millionen Vögel, die teilweise stark gefährdet sind. Bekannt sind unter anderem die großen Schwärme von Zugvögeln aus den Familien der Enten und Gänse, die dort den Winter verbringen. Das Wattenmeer ist zugleich auch Lebensraum von Wat- und Stelzvögeln, die in Feuchtgebieten heimisch sind.

(P.Hansen--DTZ)

Empfohlen

Baerbock: Mit Beschluss von Baku beginnt "neues Kapitel der Klimafinanzierung"

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat das zentrale Ergebnis der UN-Klimakonferenz in Baku als "Einstieg in ein neues Kapitel der Klimafinanzierung" begrüßt. Sie räumte ein, der beschlossene Finanzrahmen für Klimaschutz und Anpassung an Klimafolgen sei "nur ein Startpunkt". Ein Scheitern habe aber auf jeden Fall vermieden werden müssen, um die besonders verletzlichen Staaten nicht allein zu lassen.

Klimakonferenz geht in Verlängerung: Entwicklungsländer weisen Finanz-Vorschlag zurück

In die zähen Verhandlungen auf der UN-Klimakonferenz in Baku ist am Freitag Bewegung gekommen - ein Durchbruch vor Samstag war allerdings nicht mehr in Reichweite. Laut von der aserbaidschanischen Konferenz-Präsidentschaft vorgelegten Beschlussvorlagen sollen vor allem Industriestaaten ihre jährlichen finanziellen Beiträge zu Klimaschutz und Anpassung an Klimafolgen in Entwicklungsländern bis 2035 auf 250 Milliarden Dollar (240 Milliarden Euro) erhöhen. Entwicklungsländer kritisierten dies als unzureichend.

Baerbock: Klimafinanzierung funktioniert nur mit Senkung der CO2-Emissionen

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) pocht darauf, auch Maßnahmen zur weiteren Verringerung des Treibhausgasausstoßes in den Beschlusstexten der UN-Klimakonferenz COP29 in Baku zu verankern. "Klimafinanzierung funktioniert nicht ohne CO2-Minderung", sagte Baerbock am Freitag auf einer Pressekonferenz in der aserbaidschanischen Hauptstadt. Folgen und Schäden durch den Klimawandel "können wir gar nicht mehr bezahlen, wenn wir nicht in Richtung 1,5 Grad kommen", warnte die Ministerin.

Baerbock erwartet "steinigen Weg" bis zu einer Einigung in Baku

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) erwartet noch einen "steinigen Weg" bis zu einer Einigung auf der UN-Klimakonferenz in Baku. "Es geht um sehr viel Geld - immer dann sind Verhandlungen noch schwieriger und härter", sagte Baerbock, die sich am Donnerstag nach einem krankheitsbedingten Ausfall am Mittwoch erstmals in das Konferenzgeschehen einschaltete. Besonders pochte sie darauf, auch die Beschlüsse der Vorgängerkonferenz von Dubai für eine Senkung der Emissionen zu bekräftigen.

Textgröße ändern: