WWF: Missmanagement ist Hauptursache von Wasserknappheit in Europa
Die Wasserknappheit in Europa ist nach Einschätzung der Umweltschutzorganisation WWF größtenteils das Ergebnis jahrzehntelangen Wassermissmanagements und -raubbaus. Der Klimawandel sei dagegen nicht die Hauptursache des Mangels, er verschärfe das Problem jedoch zusätzlich, heißt es in einer am Donnerstag in Berlin veröffentlichten Analyse des WWF.
Praktisch überall auf dem Kontinent seien Feuchtgebiete trockengelegt, Flüsse begradigt, kanalisiert und aufgestaut sowie Grundwasserneubildungsgebiete zerstört worden, kritisiert der WWF. "Hinzu kommen illegaler Wasserraubbau für die Landwirtschaft und unverantwortliche Praktiken beim Bau von Wasserkraftwerken", kritisierte die Umweltorganisation.
Die Klimakrise verschärfe nun die dadurch ausgelösten Probleme. "Steigende Temperaturen und veränderte Niederschlagsmuster üben einen enormen zusätzlichen Druck auf die Ökosysteme und damit auch auf die Wasserressourcen des gesamten Kontinents aus", erklärte der WWF.
Zur Lage in Deutschland erklärte die WWF-Expertin Theresa Schiller: "Da wir in Deutschland bis vor kurzem kaum echte Wassersorgen hatten, fielen die Auswirkungen dieser Eingriffe nur wenigen auf. Mit dem Voranschreiten der Klimakrise ändert sich das." Langzeitfehler im Flussgebietsmanagement und in der Bewirtschaftung unserer Wasserressourcen würden nun voll durchschlagen.
Konkret kritisierte Schiller, dass es in Deutschland anstatt eines nachhaltigen Wassermanagements ein regelrechtes "Entwässerungsmanagement" gebe: "Wir tun alles dafür, das Wasser möglichst schnell aus der Landschaft abzuleiten – und wundern uns dann im Sommer, wenn es zu Ernteausfällen wegen Trockenheit und Dürre kommt", erklärte die Expertin. Notwendig sei daher ein radikaler Paradigmenwechsel.
Künftig müsse alles dafür getan werden, einen naturnahen Landschaftswasserhaushalt so gut wie möglich wiederherzustellen, um die Ökosysteme und Wasserressourcen widerstandsfähiger gegenüber Dürre und Klimaveränderungen zu machen, verlangte der WWF. "Resiliente Gewässerökosysteme sind von entscheidender Bedeutung, um dauerhaft eine qualitativ hochwertige Wasserversorgung sicherzustellen", betonte Schiller.
Der WWF warf den europäischen Regierungen auch vor, bestehende, zielgerichtete EU-Vorgaben wie die Wasserrahmenrichtlinie nicht umzusetzen. Dies gelte auch für Deutschland. Zudem fehlten "starke Maßnahmen" zur Anpassung an der Klimawandel. "Die EU muss eine zukunftsfähige Wasser- und Klimaanpassungsagenda vorantreiben und bestehende gesetzliche Instrumente nutzen, um ein nachhaltiges Flussgebiets- und Wasserressourcenmanagement in Europa dauerhaft sicherzustellen", verlangte Schiller.
"Klimaanpassung kann dabei nur mit der Natur erfolgen. Dazu ist ein starkes EU-Renaturierungsgesetz wichtig", betonte die WWF-Expertin. Dabei gelte es, das Verursacherprinzip konsequent auf alle Wassernutzer anzuwenden. Die Kosten, die für die Sanierung und Pflege der Gewässer und des Wasserhaushaltes anfallen, müssten künftig diejenigen tragen, die das Wasser nutzen oder belasten.
(L.Svenson--DTZ)