Deutsche Tageszeitung - Hitzerekorde mitten im Winter in Südamerika

Hitzerekorde mitten im Winter in Südamerika


Hitzerekorde mitten im Winter in Südamerika
Hitzerekorde mitten im Winter in Südamerika / Foto: © AFP

Nicht nur Europa und Nordamerika stöhnen unter hochsommerlichen Temperaturen: Auch südamerikanische Länder wie Chile und Argentinien verzeichnen gerade Hitzerekorde - allerdings mitten im Winter auf der Südhalbkugel. In Vicuña im bergigen Zentrum Chiles wurde in dieser Woche eine Rekordtemperatur von 37 Grad gemessen. So heiß sei es dort seit 70 Jahren nicht mehr gewesen, sagte der chilenische Meteorologe Cristóbal Torres der Nachrichtenagentur AFP.

Textgröße ändern:

Ungewöhnlich hohe Temperaturen wurden auch in der Hauptstadt Santiago de Chile 450 Kilometer weiter südlich gemessen: Am Mittwoch (Ortszeit) stieg das Thermometer auf 24 Grad. Für Donnerstag und Freitag waren ähnliche Temperaturen vorhergesagt.

In Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires wurden am Dienstag über 30 Grad gemessen - das war nach Angaben des argentinischen Wetterdienstes die höchste Temperatur, die seit Beginn der Aufzeichnungen an einem 1. August in Buenos Aires gemessen wurde. Normalerweise liegt die durchschnittliche August-Temperatur in Buenos Aires zwischen 9 und 18 Grad. Mehrere Städte im Nachbarland Uruguay verzeichneten am Mittwoch ebenfalls Spitzentemperaturen von 30 Grad.

"Was wir erleben, ist die Kombination zweier Phänomene: ein globaler Erwärmungstrend aufgrund des Klimawandels und das El-Niño-Phänomen", sagte Chiles Umweltministerin Maisa Rojas, die Klimatologin ist. "Wenn El Niño endet, sollte die globale Wettersituation nicht mehr so extrem sein."

El Niño ist ein regelmäßig auftretendes Wetterphänomen, dass weltweit zu steigenden Temperaturen und verstärktem Extremwetter führen kann. Im Juni hatte die US-Ozeanografie- und Wetterbehörde NOAA den Beginn eines neuen El Niño bekanntgegeben. Das Phänomen zeichnet sich durch eine Erwärmung des Oberflächenwassers im Pazifischen Ozean aus und kann im Westen Südamerikas auch Starkregen, Überschwemmungen und Erdrutsche auslösen.

In Santiago de Chile, Buenos Aires und Uruguays Hauptstadt Montevideo wird in den kommenden Tagen zwar wieder mit normaleren Temperaturen gerechnet - der Klimawandel wird Wissenschaftlern zufolge aber dazu führen, dass Hitzewellen häufiger und heftiger werden.

In Chile habe es vor zehn Jahren noch zwei Hitzewellen im Jahr gegeben - "jetzt sprechen wir von neun", erklärte der Klimatologe Raúl Cordero von der Universität in Santiago de Chile. Große Auswirkungen hat das warme Winterwetter auf die Schneemenge in den Bergen, die für die Wasserversorgung der chilenischen Hauptstadt von entscheidender Bedeutung ist. "Hitzewellen im Winter haben verheerende Auswirkungen auf Gletscher und Schnee", sagte Cordero.

Rojas warnte ihrerseits auch vor den Auswirkungen der Hitze in Arktis und Antarktis: Das Eisvolumen rund um Nord- und Südpol habe ein Minimum erreicht, erklärte die Umweltministerin im Onlinedienst Twitter, der in X umbenannt wurde. "Besonders rund um die Antarktis, wo das Meereseis zu dieser Jahreszeit anwächst und im September sein Maximum erreicht, ist es auf einem historischen Minimum."

(W.Uljanov--DTZ)

Empfohlen

Einigung in Baku auf höhere Klimafinanzierung - Massive Kritik an Beschlüssen

Die UN-Klimakonferenz in Baku ist mit einem viel kritisierten Minimalkompromiss zu Ende gegangen. Der in der Nacht zum Sonntag beschlossene neue Finanzrahmen für die Klimafinanzierung in ärmeren Ländern sieht vor, dass der jährliche Beitrag vor allem der Industriestaaten bis 2035 auf mindestens 300 Milliarden Dollar erhöht wird. Entwicklungsländer kritisierten dies allerdings als völlig unzureichend. Für Enttäuschung sorgte zudem das Fehlen neuer Beschlüsse zur Abkehr von fossilen Energieträgern.

Selten und während Paarungszeit blau gefärbt: Moorfrosch ist Lurch des Jahres

Der in Deutschland bedrohte Moorfrosch ist zum Lurch des Jahrs 2025 gekürt worden. Die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) begründete die Wahl mit der ungewöhnlichen blauen Färbung während der Balzzeit und der "dramatischen" Abnahme der Zahl der Moorfrösche in den vergangenen Jahren.

Baerbock: Mit Beschluss von Baku beginnt "neues Kapitel der Klimafinanzierung"

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat das zentrale Ergebnis der UN-Klimakonferenz in Baku als "Einstieg in ein neues Kapitel der Klimafinanzierung" begrüßt. Sie räumte ein, der beschlossene Finanzrahmen für Klimaschutz und Anpassung an Klimafolgen sei "nur ein Startpunkt". Ein Scheitern habe aber auf jeden Fall vermieden werden müssen, um die besonders verletzlichen Staaten nicht allein zu lassen.

Klimakonferenz geht in Verlängerung: Entwicklungsländer weisen Finanz-Vorschlag zurück

In die zähen Verhandlungen auf der UN-Klimakonferenz in Baku ist am Freitag Bewegung gekommen - ein Durchbruch vor Samstag war allerdings nicht mehr in Reichweite. Laut von der aserbaidschanischen Konferenz-Präsidentschaft vorgelegten Beschlussvorlagen sollen vor allem Industriestaaten ihre jährlichen finanziellen Beiträge zu Klimaschutz und Anpassung an Klimafolgen in Entwicklungsländern bis 2035 auf 250 Milliarden Dollar (240 Milliarden Euro) erhöhen. Entwicklungsländer kritisierten dies als unzureichend.

Textgröße ändern: