US-Klimastudie: Große Ölkonzerne tragen Mitschuld an Waldbränden in Nordamerika
Die größten Produzenten fossiler Brennstoffe haben einer neuen Studie zufolge einen entscheidenden Anteil an der Zerstörung großer Flächen durch Waldbrände in Nordamerika. Laut der am Dienstag in der Zeitschrift "Environmental Research Letters" veröffentlichte Studie sind die klimaschädlichen Methan- und CO2-Emissionen der "Big 88" für mehr als ein Drittel der in den vergangenen 40 Jahren durch Waldbrände vernichteten Flächen verantwortlich.
Die Waldbrände im Westen der USA und im Südwesten Kanadas hätten sich seit Jahrzehnten verschlimmert, sagte die Hauptautorin der Studie, Kristina Dahl, von der Vereinigung Union of Concerned Scientists (UCS), der Nachrichtenagentur AFP. Sie seien intensiver, hielten länger an und erstreckten sich über größere Flächen.
Nach ihren Angaben wurden dort in den Jahren 1986 bis 2021 acht Millionen Hektar Land durch Waldbrände zerstört - eine Fläche von der Größe Tschechiens. 37 Prozent davon gingen auf das Konto der großen Öl- und Energiekonzerne.
Bislang seien die Kosten für Wiederaufforstung und -aufbau größtenteils von der Allgemeinheit getragen worden, sagte die Klimaforscherin. "Deshalb wollten wir besser verstehen, welche Rolle die Emissionen der fossilen Brennstoffindustrie spielen - damit sie ihren gerechten Anteil an den Kosten übernimmt."
Für ihre Studie ermittelten die US-Klimaforscher die freigesetzten Treibhausgas-Emissionen der großen Konzerne wie ExxonMobil, Chevron, BP und Shell während des gesamten Kreislaufs der fossilen Brennstoffe - von ihrer Förderung über die Verarbeitung bis zu ihrem Verbrauch. Um zudem den Anteil der Unternehmen an der Lufttrockenheit durch ihre CO2- und Methan-Emissionen festzustellen, kombinierten sie verschiedene Daten und Klimamodelle.
Nach ihren Berechnungen sind die Emissionen der "Big 88" für den Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperaturen um 0,5 Grad seit Beginn des 20. Jahrhunderts verantwortlich. Wärmere Luft aber nimmt mehr Wasser von Pflanzen und Böden auf, der Wasserdampfdruck sinkt - im Westen der USA sogar um elf Prozent. Dadurch trocknet die Vegetation schneller aus und wird anfälliger für Brände.
Die Industrie habe jahrzehntelang ihre Verantwortung auf Einzelne abgewälzt, sagte Klimaforscherin Dahl. Dass "wir unseren individuellen CO2-Fußabdruck verringern müssen", sei ein "vor allem von der fossilen Brennstoffindustrie vorangetriebenes Narrativ".
Dahls Vereinigung USC fordert seit Jahren von der US-Regierung eine Untersuchung der "Desinformationskampagnen der Industrie", die darauf abzielten, klimawissenschaftliche Erkenntnisse zu leugnen.
(V.Korablyov--DTZ)