Deutsche Tageszeitung - Deutschland will Wind-Leistung in Nordsee bis 2045 verachtfachen

Deutschland will Wind-Leistung in Nordsee bis 2045 verachtfachen


Deutschland will Wind-Leistung in Nordsee bis 2045 verachtfachen
Deutschland will Wind-Leistung in Nordsee bis 2045 verachtfachen / Foto: © AFP

Deutschland will seine Windkraftleistung in der Nordsee bis zum Jahr 2030 mehr als verdreifachen und bis 2045 sogar mehr als verachtfachen. Das sieht eine Erklärung vor, die Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am Montag bei einem Gipfeltreffen in der belgischen Hafenstadt Ostende unterzeichnete. Neun europäische Länder vereinbarten dort einen massiven Ausbau ihrer Offshore-Leistung, um klimaneutral und noch unabhängiger von Russland zu werden.

Textgröße ändern:

Die "Erklärung von Ostende", auf die sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und acht weitere europäische Staats- und Regierungschefs einigten, sieht ambitionierte Ziele vor: Bis 2050 soll die gemeinsame Offshore-Leistung "auf mindestens 300 Gigawatt mehr als verdoppelt" werden im Vergleich zu den bisherigen Plänen. Die Nordsee soll zum "grünen Kraftwerk Europas" werden und Millionen Haushalte mit Strom versorgen.

"Deutschland wird bis 2030 mindestens 26,4 Gigawatt Offshore-Windenergie und bis 2045 66 Gigawatt in der Nordsee errichten", heißt es in der von Habeck unterschriebenen Erklärung der Energieminister. Bisher hat Deutschland rund acht Gigawatt Leistung installiert. Mit Dänemark, den Niederlanden und Belgien ist zudem ein gemeinsamer Offshore-Windpark geplant.

Dies soll laut Scholz zu dem deutschen Ziel beitragen, bis 2045 klimaneutral zu wirtschaften. Die Windenergie auf See habe "dafür ein ganz ganz großes Potenzial", betonte er in Ostende. Zugleich räumte er ein: "Der Ausbau der Windenergie an Land und auf hoher See ist in den letzten Jahren nicht mit dem Tempo vorangegangen, das wir gebraucht hätten." Auf deutscher und europäischer Ebene würden deshalb viele Gesetze geändert, "um genau dieses Tempo zu erreichen".

An dem Gipfel nahmen Deutschland, Belgien, Dänemark, die Niederlande, Großbritannien, Irland, Frankreich, Norwegen und Luxemburg teil. Die Teilnehmerländer sind bei der Offshore-Windenergie sehr weit voneinander entfernt. An der Spitze steht Großbritannien mit rund 14 Gigawatt Leistung im vergangenen Jahr, Schlusslicht ist die Atomnation Frankreich mit lediglich 0,5 Gigawatt.

Auch EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen schritt in Ostende über den blauen statt wie üblich roten Teppich. Sie sagte, die ehrgeizigen Offshore-Pläne brächten "Wind in die Segel, während wir Kurs auf die Klimaneutralität nehmen". Die EU will bis 2050 klimaneutral werden, ebenso wie Großbritannien.

Von der Leyens Behörde hatte die nötigen Finanzmittel für das Ausbauziel 300 Gigawatt zuletzt auf 800 Milliarden Euro beziffert. Der Branchenverband WindEurope dringt auf milliardenschwere Finanzhilfen der öffentlichen Hand. "Nicht wenige Mittel fließen in die Innovation, aber auch in existierende Produktionsstrukturen muss investiert werden, um die Kapazität zu verdoppeln oder zu verdreifachen", sagte Politikreferent Pierre Tardieu der Nachrichtenagentur AFP. An dem Gipfel nahmen mehr als 120 Unternehmen und andere Partner teil.

Der belgische Ministerpräsident Alexander De Croo nannte auch die Sicherheit ein wichtiges Gipfel-Thema. "Offshore-Windanlagen, Pipelines und Unterseekabel sind Spionage und Sabotage ausgesetzt", sagte er unter Anspielung auf die Explosionen an den beiden Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee im vergangenen Jahr. Dafür ist eine engere Zusammenarbeit mit der Nato geplant.

Zum Auftakt hatten die Gipfel-Teilnehmer das knallrot lackierte Hochsee-Versorgungsschiff "Connector" in Augenschein genommen, das im Hafen von Ostende vor Anker liegt. Der Gipfel sollte am Montagabend mit einem Arbeitsessen enden.

(M.Dorokhin--DTZ)

Empfohlen

Mögliche Förderkürzung durch Trump: Kalifornien will E-Autos selbst subventionieren

Der US-Bundesstaat Kalifornien will den vom designierten Präsidenten Donald Trump angekündigten Subventionskürzungen für Elektroautos mit einem eigenen Förderprogramm entgegentreten. "Wir werden einschreiten, wenn die Trump-Regierung die bundesweiten Steuererleichterungen abschafft", sagte Gouverneur Gavin Newsom am Montag. Sollte der Republikaner Trump nach seinem Amtsantritt im Januar wie angekündigt die 7500-Dollar-Prämie für Elektroautos abschaffen, werde Kalifornien sein früheres Subventionsprogramm für batteriebetrieben Fahrzeuge wieder einführen, teilte der demokratisch regierte Staat mit.

Klimaaktivistin Neubauer zur Neuwahl: Klimaschutz darf "kein Grün-Thema" sein

Die Klimaaktivistin Luisa Neubauer fordert angesichts der vorgezogenen Bundestagswahl alle Parteien zum klimapolitischen Engagement auf. "Das darf kein Grün-Thema bleiben, das ist nicht ein Nischenthema, was man nebenbei macht", sagte sie dem TV-Sender Phoenix laut einer Meldung vom Montag.

EU-Kommission ruft WTO wegen chinesischer Zölle auf Weinbrand an

Die EU-Kommission hat die Welthandelsorganisation (WTO) wie angekündigt wegen chinesischer Zollaufschläge auf europäischen Weinbrand angerufen. Die Kommission beantragte dafür bei der Genfer Organisation Konsultationen mit China über die vorläufigen Antidumpingmaßnahmen, wie sie am Montag in Brüssel erklärte. Solche Verhandlungen gelten als erster Schritt in einem WTO-Verfahren zur Streitbeilegung.

Gespräche über internationales Abkommen gegen Plastikmüll in Südkorea

In Südkorea hat am Montag die fünfte und letzte Runde der Gespräche über ein internationales Abkommen zur Verringerung von Plastikmüll begonnen. Der ecuadorianische Diplomat Luis Vayas Valdivieso, der die Gespräche leitete, warnte in der Stadt Busan, dass es um "weit mehr als nur die Ausarbeitung eines internationalen Abkommens" gehe. "Es geht darum, dass sich die Menschheit einer existenziellen Herausforderung stellt", fuhr er mit Blick auf die Vermüllung von Ozeanen, Flüssen, Land und Luft durch Plastiküberreste fort.

Textgröße ändern: