Deutsche Tageszeitung - Studie: Klimawandel treibt Menschen in Städte

Studie: Klimawandel treibt Menschen in Städte


Studie: Klimawandel treibt Menschen in Städte
Studie: Klimawandel treibt Menschen in Städte / Foto: © AFP/Archiv

Der Klimawandel führt langfristig dazu, dass mehr Menschen aus ländlichen Regionen in Städte ziehen. Zu diesem Ergebnis kommt laut Mitteilung vom Montag eine Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB). Die Studienautoren werteten für ihre Erhebung die Daten von 118 Ländern zwischen 1960 und 2016 aus.

Textgröße ändern:

In diesem Zeitraum stieg demnach die Temperatur um durchschnittlich ein Grad Celsius, während sich der Anteil der in Städten lebenden Bevölkerung von 33 auf 59 Prozent fast verdoppelte. Das größte Städtewachstum beobachten die Forscher in armen Ländern, die in heißen Regionen liegen und zudem stark abhängig von der Landwirtschaft sind. Hier verdreifachte sich zum Teil der Anteil der Stadtbevölkerung, in Nigeria zum Beispiel von 15,4 Prozent im Jahr 1960 auf 48,7 Prozent 2016.

Die Landflucht findet laut der WZB-Studie verstärkt statt, wenn die Landwirtschaft etwa durch Ernteausfälle beeinträchtigt ist oder der Bedarf der Menschen an öffentlicher Gesundheitsversorgung zunimmt, weil sich Krankheiten durch den Temperaturanstieg stärker ausbreiten. So befinden sich in den betroffenen Ländern zum Beispiel Fachärzte oder Krankenhäuser fast ausschließlich in Städten.

Dadurch entsteht demnach eine Dynamik, die für ein andauerndes Wachstum der Städte sorgt und zum Problem für arme Länder werden kann. Die Forscher stellten in fast allen afrikanischen Ländern südlich der Sahara, aber auch in Ländern in Lateinamerika und Asien wie Paraguay und Indonesien fest, dass die volkswirtschaftlichen Nachteile der Urbanisierung die Vorteile überwiegen. Zu den Nachteilen gehören den Angaben zufolge unter anderem Slumbildung und eine Überlastung der Infrastruktur.

Nach Einschätzung der Autoren kann eine anhaltend starke Landflucht in ärmeren Ländern die internationale Migration in reichere Länder verstärken, weil Städte in ärmeren Staaten hierfür wichtige Drehscheiben sind. Wohlhabendere Länder sollten daher Entwicklungs- und Technologiehilfe leisten, um eine anhaltende Verstädterung zu verringern und die Menschen in den ländlichen Regionen zu unterstützen.

Die WZB-Forscher empfehlen, vor allem den Zugang zu öffentlichen Gütern wie etwa zur Gesundheitsversorgung in den ländlichen Regionen betroffener Länder zu verbessern. Darüber hinaus müssten weltweit die Treibhausgasemissionen erheblich reduziert werden, um die Auswirkungen der globalen Erwärmung einzudämmen.

(O.Tatarinov--DTZ)

Empfohlen

Mögliche Förderkürzung durch Trump: Kalifornien will E-Autos selbst subventionieren

Der US-Bundesstaat Kalifornien will den vom designierten Präsidenten Donald Trump angekündigten Subventionskürzungen für Elektroautos mit einem eigenen Förderprogramm entgegentreten. "Wir werden einschreiten, wenn die Trump-Regierung die bundesweiten Steuererleichterungen abschafft", sagte Gouverneur Gavin Newsom am Montag. Sollte der Republikaner Trump nach seinem Amtsantritt im Januar wie angekündigt die 7500-Dollar-Prämie für Elektroautos abschaffen, werde Kalifornien sein früheres Subventionsprogramm für batteriebetrieben Fahrzeuge wieder einführen, teilte der demokratisch regierte Staat mit.

Klimaaktivistin Neubauer zur Neuwahl: Klimaschutz darf "kein Grün-Thema" sein

Die Klimaaktivistin Luisa Neubauer fordert angesichts der vorgezogenen Bundestagswahl alle Parteien zum klimapolitischen Engagement auf. "Das darf kein Grün-Thema bleiben, das ist nicht ein Nischenthema, was man nebenbei macht", sagte sie dem TV-Sender Phoenix laut einer Meldung vom Montag.

EU-Kommission ruft WTO wegen chinesischer Zölle auf Weinbrand an

Die EU-Kommission hat die Welthandelsorganisation (WTO) wie angekündigt wegen chinesischer Zollaufschläge auf europäischen Weinbrand angerufen. Die Kommission beantragte dafür bei der Genfer Organisation Konsultationen mit China über die vorläufigen Antidumpingmaßnahmen, wie sie am Montag in Brüssel erklärte. Solche Verhandlungen gelten als erster Schritt in einem WTO-Verfahren zur Streitbeilegung.

Gespräche über internationales Abkommen gegen Plastikmüll in Südkorea

In Südkorea hat am Montag die fünfte und letzte Runde der Gespräche über ein internationales Abkommen zur Verringerung von Plastikmüll begonnen. Der ecuadorianische Diplomat Luis Vayas Valdivieso, der die Gespräche leitete, warnte in der Stadt Busan, dass es um "weit mehr als nur die Ausarbeitung eines internationalen Abkommens" gehe. "Es geht darum, dass sich die Menschheit einer existenziellen Herausforderung stellt", fuhr er mit Blick auf die Vermüllung von Ozeanen, Flüssen, Land und Luft durch Plastiküberreste fort.

Textgröße ändern: