Deutsche Tageszeitung - EU-Kommission will bei neuer Abgasnorm Euro 7 E-Autos miteinbeziehen

EU-Kommission will bei neuer Abgasnorm Euro 7 E-Autos miteinbeziehen


EU-Kommission will bei neuer Abgasnorm Euro 7 E-Autos miteinbeziehen
EU-Kommission will bei neuer Abgasnorm Euro 7 E-Autos miteinbeziehen / Foto: © AFP

Autos verpesten in europäischen Städten nach wie vor zu sehr die Luft - mit neuen Abgas-Grenzwerten will die Europäische Kommission Abhilfe schaffen. Mit der Einführung der Abgasnorm Euro 7 soll es erstmals nicht nur Grenzwerte für Auspuffabgase geben, sondern auch für Emissionen von Bremsen und Reifen. Denn bei den immer beliebter werdenden Elektroautos kommen zwar keine Abgase aus dem Auspuff, aber sie stoßen anderweitig Emissionen aus. Kritik an der neuen Norm kam von Umweltverbänden und aus der Automobilbranche.

Textgröße ändern:

Die neue Abgasnorm Euro 7 soll für in der EU verkaufte Autos, Vans sowie Lkw und Busse gelten. Für Diskussionen sorgt, dass die Abgas-Grenzwerte für Autos und Vans nach Vorstellungen der Kommission nur teilweise niedriger ausfallen als bei der seit 2015 geltenden Abgasnorm 6.

Für Stickoxid soll für Benziner demnach weiterhin ein maximaler Ausstoß von 60 Milligramm pro Kilometer erlaubt sein, bei Fahrzeugen mit Dieselmotor soll der Grenzwert von 80 auf 60 Milligramm sinken. Für Lkws und Busse sollen die Grenzwerte stärker gesenkt werden.

Der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH), Jürgen Resch, bezeichnete die Kommissionspläne "sieben Jahre nach der Aufdeckung von Dieselgate" als "Kniefall vor den Dieselkonzernen". Kritik kam auch vom Deutschland-Chef des Autobauers Ford, Martin Sander. Die Vorschläge zu den Euro-7-Abgaswerten für Autos mit Verbrenner hätten "das Potenzial, den großen Fortschritt, den Europa bei der Umstellung auf Elektromobilität gemacht hat, zu untergraben", erklärte er.

Doch auch E-Autos tragen zu Luftverschmutzung bei, weshalb es mit Euro 7 künftig zusätzliche Emissions-Grenzwerte für Reifenabrieb und Bremspartikel geben soll. Bremsen und Reifen seien "auf dem Weg, die Hauptquellen von Partikelemissionen von Fahrzeugen zu werden", erklärte die Kommission. Reifen seien zudem die größte Quelle für eine ungewollte Freisetzung von Mikroplastik in die Umwelt.

Die Abgasgrenzwerte der Autos sollen in einer ausgeweiteten Form von Tests gemessen werden. Künftig sollen mehr Parameter wie Kälte oder kurze Strecken, wie Pendler sie etwa fahren, beim Messen der Grenzwerte berücksichtigt werden. Der Präsident des europäischen Autoherstellerverbands Acea, BMW-Chef Oliver Zipse, kritisierte, der Kommissionsvorschlag "fokussiert auf extremen Fahrbedingungen, die kaum eine Relevanz im realen Leben haben."

Brüssel legte auch Vorschläge zur Mindest-Lebensdauer von Batterien von E-Autos vor. Nach fünf Jahren Nutzung oder 100.000 gefahrenen Kilometern soll die Batterie demnach noch eine Kapazität von mindestens 80 Prozent aufweisen.

Die umweltpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Judith Skudelny, begrüßte die Vorschläge als "einen weiteren Schritt in Richtung Luftreinhaltung in Europa". Die Europäische Kommission geht davon aus, dass in der EU "jedes Jahr 70.000 Menschen frühzeitig aufgrund der Verschmutzung durch Straßenverkehr sterben", sagte EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton am Donnerstag bei der Vorstellung der neuen Abgasnorm.

Die neuen Regeln sollen für Autos und Vans ab Juli 2025 gelten und ab Juli 2027 für Lkw und Busse. Das EU-Parlament und die Mitgliedstaaten befassen sich nun mit den Vorschlägen.

Die Einteilung in Schadstoffklassen wurde eingeführt, um Autoabgase schrittweise zu reduzieren. Reguliert werden etwa der Ausstoß von Kohlenwasserstoffen und Stickoxiden sowie Feinstaub. Die Regulierung begann 1992 mit Euro 1, seit 2015 gilt Euro 6. Autofahrer können die Schadstoffklasse ihres Wagens dem Fahrzeugschein entnehmen.

(W.Budayev--DTZ)

Empfohlen

Mögliche Förderkürzung durch Trump: Kalifornien will E-Autos selbst subventionieren

Der US-Bundesstaat Kalifornien will den vom designierten Präsidenten Donald Trump angekündigten Subventionskürzungen für Elektroautos mit einem eigenen Förderprogramm entgegentreten. "Wir werden einschreiten, wenn die Trump-Regierung die bundesweiten Steuererleichterungen abschafft", sagte Gouverneur Gavin Newsom am Montag. Sollte der Republikaner Trump nach seinem Amtsantritt im Januar wie angekündigt die 7500-Dollar-Prämie für Elektroautos abschaffen, werde Kalifornien sein früheres Subventionsprogramm für batteriebetrieben Fahrzeuge wieder einführen, teilte der demokratisch regierte Staat mit.

Klimaaktivistin Neubauer zur Neuwahl: Klimaschutz darf "kein Grün-Thema" sein

Die Klimaaktivistin Luisa Neubauer fordert angesichts der vorgezogenen Bundestagswahl alle Parteien zum klimapolitischen Engagement auf. "Das darf kein Grün-Thema bleiben, das ist nicht ein Nischenthema, was man nebenbei macht", sagte sie dem TV-Sender Phoenix laut einer Meldung vom Montag.

EU-Kommission ruft WTO wegen chinesischer Zölle auf Weinbrand an

Die EU-Kommission hat die Welthandelsorganisation (WTO) wie angekündigt wegen chinesischer Zollaufschläge auf europäischen Weinbrand angerufen. Die Kommission beantragte dafür bei der Genfer Organisation Konsultationen mit China über die vorläufigen Antidumpingmaßnahmen, wie sie am Montag in Brüssel erklärte. Solche Verhandlungen gelten als erster Schritt in einem WTO-Verfahren zur Streitbeilegung.

Gespräche über internationales Abkommen gegen Plastikmüll in Südkorea

In Südkorea hat am Montag die fünfte und letzte Runde der Gespräche über ein internationales Abkommen zur Verringerung von Plastikmüll begonnen. Der ecuadorianische Diplomat Luis Vayas Valdivieso, der die Gespräche leitete, warnte in der Stadt Busan, dass es um "weit mehr als nur die Ausarbeitung eines internationalen Abkommens" gehe. "Es geht darum, dass sich die Menschheit einer existenziellen Herausforderung stellt", fuhr er mit Blick auf die Vermüllung von Ozeanen, Flüssen, Land und Luft durch Plastiküberreste fort.

Textgröße ändern: