Deutsche Tageszeitung - Mehrheit der Banken fällt im EZB-Klimastresstest durch

Mehrheit der Banken fällt im EZB-Klimastresstest durch


Mehrheit der Banken fällt im EZB-Klimastresstest durch
Mehrheit der Banken fällt im EZB-Klimastresstest durch / Foto: © AFP/Archiv

Die Banken in der Eurozone sind nach einer Studie der Europäischen Zentralbank (EZB) nicht ausreichend auf Klimarisiken vorbereitet. In einem am Freitag von der EZB in Frankfurt am Main veröffentlichten Klimarisiko-Stresstest fielen 60 Prozent der überprüften 104 Banken durch. Sie verfügen demnach nicht über die nötigen Rahmenbedingungen zur Berücksichtigung der Klimarisiken. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace nannte die Ergebnisse erschreckend.

Textgröße ändern:

Die EZB bezeichnete den Test als Übung, aus dem die Banken aber lernen müssten. Nach den Ergebnissen berücksichtigen die meisten Banken nicht das Klimarisiko in ihren Kreditrisikomodellen. Nur 20 Prozent der geprüften Banken nehmen demnach das Klimarisiko überhaupt als Variable der Kreditvergabe, erklärte die EZB.

Dass in der Nicht-Berücksichtigung der Klimarisiken auch erhebliche finanzielle Gefahren stecken, zeigt ein Modul des Tests, an dem 41 der Banken teilnahmen. Dabei ging es um drohende Verluste bei extremen Wettereignissen. In einem ungeordneten Umgang damit beziffert der EZB-Test das Risiko der 41 geprüften Banken auf rund 70 Milliarden Euro. Tatsächlich dürfte dieser Betrag laut EZB nur ein Bruchteil des tatsächlichen klimabedingten Risikos sein, da nur wenige Daten vorgelegen hätten.

EZB-Ratsmitglied Andrea Enria forderte die Banken im Euroraum auf, ihre Bemühungen zur Messung und Steuerung des Klimarisikos "dringend" zu verstärken.

Frank Elderson, stellvertretender Vorsitzender des EZB-Aufsichtsrats, erklärte, "diese Übung ist ein entscheidender Meilenstein auf unserem Weg, unser Finanzsystem widerstandsfähiger gegen Klimarisiken zu machen". Es werde nun von den Banken erwartet, entschlossen zu handeln und kurz- bis mittelfristig robuste Rahmenbedingungen für Klimastresstests zu entwickeln.

Nach Auffassung der EZB würden angepasste Rahmenbedingungen und ein geordneterer Übergang die finanziellen Risiken der Banken deutlich senken. Insgesamt stammen der Zentralbank zufolge fast zwei Drittel der Einnahmen der Banken im Unternehmensgeschäft aus Industriebetrieben, die treibhausgasintensiv sind. Die EZB hatte selbst zu Beginn der Woche angekündigt, ihre Anleihebestände dekarbonisieren und ihre Geldpolitik klimafreundlicher gestalten zu wollen.

Greenpeace-Wirtschaftsexperte Mauricio Vargas erklärte, "die Ergebnisse des Stresstests sind erschreckend". Mit der fehlenden Vorbereitung auf unübersehbare Klimarisiken gefährdeten die Banken die Finanzstabilität und unterliefen aktiv die Klimaziele.

Vargas forderte von der EZB öffentlich zu machen, wie einzelne Banken abgeschnitten haben. "Damit der grundsätzlich sinnvolle Stresstest zu einem wirksamen Instrument der Bankenaufsicht wird, muss er transparenter und vor allem in den Szenarien realistischer werden", erklärte der Greenpeace-Experte. "Banken mit schwachen Ergebnissen müssen zu besserer Risikovorsorge verpflichtet werden. Der Klima-Stresstest darf kein zahnloser Tiger bleiben."

(P.Vasilyevsky--DTZ)

Empfohlen

UNO: Weltweite Dürren verursachen Kosten von gut 300 Milliarden Dollar pro Jahr

Die UNO hat vor den weltweiten wirtschaftlichen und sozialen Folgen extremer Dürre und Trockenheit gewarnt. Im Jahr 2050 seien vermutlich 75 Prozent der Weltbevölkerung von Dürren betroffen, hieß es in einem am Dienstag anlässlich der internationalen Konferenz zur Wüstenbildung veröffentlichten UN-Bericht. Schon jetzt entstünden dadurch Kosten von mehr als 307 Milliarden Dollar (292 Milliarden Euro) jährlich.

Schnellerer Abschuss von Wölfen: Berner Konvention senkt Schutzstatus ab

Die Unterzeichnerländer der sogenannten Berner Konvention haben den Schutzstatus des Wolfs herabgesetzt und damit die Voraussetzung für einen schnelleren Abschuss geschaffen. Die Tiere gelten künftig nicht mehr als "streng geschützt", sondern nur noch als "geschützt". Dafür sprach sich am Dienstag die nötige Zweidrittelmehrheit der vertretenen Staaten aus, wie der zuständige Europarat in Straßburg mitteilte. Das ist die Voraussetzung für eine Änderung der EU-Gesetze.

Neues Monitoringzentrum soll für besseren Bodenschutz sorgen

Ein neues Nationales Bodenmonitoringzentrum soll zu einem besseren Schutz der Böden in Deutschland beitragen. "Nur mit gesunden Böden können wir den Herausforderungen der Zukunft wirkungsvoll begegnen", erklärte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) bei der Eröffnung des Zentrums am Montag in Dessau-Roßlau. Dieses soll in Deutschland erhobene Daten zum Zustand der Böden von einem zentralen Ort aus verfügbar machen, um deren Nutzbarkeit zu erhöhen.

Keine Einigung bei Verhandlungen über UN-Plastikabkommen - Fortsetzung 2025

Die Verhandlungen über ein internationales Abkommen zur Verringerung von Plastikmüll sind ohne Einigung zu Ende gegangen. Die Delegierten aus fast 200 Staaten beschlossen am Sonntag im südkoreanischen Busan, die Gespräche im kommenden Jahr fortzusetzen. Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) kritisierte es als "fatal", dass einige Staaten den Abschluss des Abkommens mit ihrer "Blockade" verhindert hätten. Auch Umweltorganisation übten Kritik.

Textgröße ändern: