Deutsche Tageszeitung - Intensivmediziner warnen vor Widerspruch gegen elektronische Patientenakte

Intensivmediziner warnen vor Widerspruch gegen elektronische Patientenakte


Intensivmediziner warnen vor Widerspruch gegen elektronische Patientenakte
Intensivmediziner warnen vor Widerspruch gegen elektronische Patientenakte / Foto: © AFP/Archiv

Vor dem Start der neuen elektronischen Patientenakte haben die deutschen Intensiv- und Notfallmediziner Krankenversicherte vor einem Widerspruch gegen die digitale Speicherung ihrer medizinischen Daten gewarnt. "Es ist aus medizinischer Sicht völlig unvernünftig, der Nutzung der elektronischen Patientenakte zu widersprechen", sagte der Generalsekretär der Intensiv- und Notfallmediziner-Vereinigung Divi, Uwe Janssens, der "Augsburger Allgemeinen" vom Montag. "Wer widerspricht, gefährdet möglicherweise die eigene Versorgung und Gesundheit."

Textgröße ändern:

"Gerade in Notfallsituationen kann der Verzicht auf digitale Informationen zu gefährlichen Verzögerungen oder Fehlern führen", sagte Janssens. "Die Einführung der elektronischen Patientenakte wäre gerade für die Notfallmedizin ein riesiger Fortschritt." Denn in Notfällen seien umfassende Patientendaten oft nicht verfügbar - "Patienten sind nicht ansprechbar, sediert oder haben schlichtweg keine Unterlagen dabei", sagte der Divi-Generalsekretär. "Wenn wir schnell auf wichtige Informationen wie Medikationspläne, Diagnosen und aktuelle Befunde zugreifen könnten, würde das die Versorgung massiv verbessern und vereinfachen sowie sicherer machen."

In der elektronischen Patientenakte soll die gesamte Krankengeschichte eines Patienten per Knopfdruck einsehbar sein - von Behandlungen und Operationen über Vorsorgeuntersuchungen, Röntgenbilder bis zu verschriebenen Medikamenten. Am Mittwoch startet die Patientenakte zunächst in drei Modellregionen. Nach erfolgreicher Erprobung soll sie dann bundesweit zum Einsatz kommen - laut Gesundheitsministerium "frühestens nach etwa vier Wochen". Die Krankenkassen sind verpflichtet, die E-Akten anzulegen, Versicherte können aber widersprechen.

Janssens verwies darauf, dass die Vorteile der Patientenakte weit über die Notfallmedizin hinausgingen. An Schnittstellen im Gesundheitssystem entstünden "oft die größten Probleme in der Patientenversorgung", sagte er. "Die Übergabe von Patienten ist immer ein Risiko, sei es zwischen Notaufnahme und Intensivstation, Operationssaal und Normalstation oder anderen Bereichen, selbst vom Hausarzt zum Facharzt." Eine digitale Patientenakte, "die diese Informationen zuverlässig speichert und überträgt, könnte diese Fehlerquellen minimieren".

In der Notaufnahme von Krankenhäusern sei die Patientenakte "ein echter Quantensprung", sagte Janssens weitere. Das medizinische Personal bekomme durch sie auch mehr Zeit für den Patienten. "Die Daten werden zudem enorm wichtig für den Einsatz Künstlicher Intelligenz, mit der wir zukünftig sehr viel schneller Risikopatienten identifizieren und ihnen helfen können." Wenn aber selbst nur für einen Bruchteil der Patienten die digitalen Informationen nicht vorlägen, werde dies "zum Störfaktor in den künftigen Prozessen und einen Nachteil für die Patienten bedeuten, die sich der ePA verweigert haben."

(S.A.Dudajev--DTZ)

Empfohlen

Lufthansa erwartet von ITA-Übernahme deutliche Gewinnsteigerung

Die Deutsche Lufthansa erwartet eine deutliche Gewinnsteigerung durch die Übernahme der italienischen Fluggesellschaft ITA. "Ohne die Aussicht auf einen Ergebnisbeitrag in dreistelliger Millionenhöhe wären wir den Schritt nicht gegangen", sagte Konzernchef Carsten Spohr der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Die Übernahme von zunächst 41 Prozent der ITA-Anteile durch die Lufthansa sollte am Montag vollzogen werden.

Stressfreier KI-Einsatz im Unternehmen:

Ihr Weg zu KI-Compliance & Kostenkontrolle

Taiwans Chip-Hersteller TSMC steigert Umsatz 2024 um ein Drittel

Der taiwanische Chiphersteller TSMC hat seinen Jahresumsatz im vergangenen Jahr um gut ein Drittel gesteigert. Mit 2,9 Billionen Taiwan-Dollar (85,4 Milliarden Euro) Umsatz übertraf der Konzern seine Prognose, wie er am Freitag in Taipeh mitteilte. Hintergrund ist vor allem die Nachfrage nach hochleistungsfähigen Halbleitern für Anwendungen Künstlicher Intelligenz (KI).

Über 60 Hochschulen und Forschungsinstitutionen verlassen Kurzbotschaftendienst X

Mehr als 60 deutschsprachige Hochschulen und Forschungsinstitutionen haben ihren Ausstieg beim Kurzbotschaftendienst X angekündigt. Sie begründeten dies am Freitag in einer gemeinsamen Erklärung damit, dass die Ausrichtung der von US-Milliardär Elon Musk kontrollierten Plattform mit ihren Grundwerten wie "Weltoffenheit, wissenschaftliche Integrität, Transparenz und demokratischer Diskurs" nicht vereinbar sei.

Textgröße ändern: