Hautpräparate aus Buchenwald: KZ-Gedenkstätte lässt Überreste erneut untersuchen
Die KZ-Gedenkstätte Buchenwald hat Hautpräparate erneut untersuchen lassen. Dabei bestätigte sich unter anderem bei einem kleinen Lampenschirm, das dieser "ganz offensichtlich menschlichen Ursprungs" ist, sagte Jens-Christian Wagner, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, am Donnerstag vor Journalisten.
Aktuelle Untersuchungen des Kriminalbiologen Mark Benecke widerlegten damit von Anfang der 90er Jahre stammende Analysen, in denen angegeben worden war, das es sich bei dem Lampenschirm wahrscheinlich um Kunststoff handle. Auch in einem weiteren Fall, einem Präparat mit auftätowiertem Leuchtturm gehen die Experten davon aus, dass es sich um menschliche Haut handelt.
Die Herstellung von makabren "Geschenkartikeln" war eine Besonderheit der SS im Konzentrationslager Buchenwald. Vorzugsweise tätowierte Menschenhaut wurde aus den Leichen von Häftlingen geschnitten, teilweise gegerbt und zu Alltagsgegenständen verarbeitet. Nach der Befreiung des Lagers im April 1945 durch die US-Armee wurden solche menschlichen Überreste als Beweise aufbewahrt. Einige von ihnen befinden sich bereits seit Mitte der 50er Jahre in der Sammlung der Gedenkstätte, andere wurden ihr erst 2023 übergeben.
Die neuen forensischen Gutachten stieß die Gedenkstätte an, weil Wagner zufolge in geschichtsrevisionistischen Kreisen diese Verbrechen und auch die Echtheit der menschlichen Überreste immer wieder in Frage gestellt werden. Der Leugnung der NS-Verbrechen solle "eine wissenschaftlich begründete, quellengestützte Information" entgegen gesetzt werden, sagte der Stiftungsdirektor. Dies sei "gerade in Zeiten des Rechtsrucks und Geschichtsrevisionismus wichtig".
Bei zwei weiteren Exponaten, einem Messeretui und einem Hautstück, laufen derzeit noch die abschließenden labortechnischen Untersuchungen. Das Hautstück gehörte Wagner zufolge vermutlich zu einem großen Lampenschirm, der wie auf Fotos dokumentiert auf dem Schreibtisch von KZ-Lagerkommandant Karl Otto Koch und seinem Nachfolger in Buchenwald gestanden hatte. Die Gedenkstätte geht davon aus, dass auch dieser Lampenschirm aus Menschenhaut bestand. Bei einem sogenannten Schrumpfkopf gehen die Experten indes davon aus, dass es sich nicht um menschliche Überreste handelt.
Die Gedenkstätte Buchenwald erinnert an die etwa 56.000 Menschen, die dort während des Nationalsozialismus getötet wurden. Mehr als 340.000 Menschen aus ganz Europa wurden in die Lager und ihre Außenlager verschleppt. Am 11. April 1945 wurde das bei Weimar gelegene Lager von US-Truppen befreit.
(L.Barsayjeva--DTZ)