Studie: Klimawandel trug entscheidend zu Dürre im brasilianischen Amazonas-Gebiet bei
Der Klimawandel hat entscheidend zu der verheerenden Dürre im brasilianischen Amazonas-Gebiet im vergangenen Herbst beigetragen. Die Erderwärmung habe die Dürre von Juni bis November 30 Mal wahrscheinlicher gemacht, erklärte die Forschungsgruppe World Weather Attribution (WWA) in einer am Mittwoch vorgelegten Studie. Die Lage werde sich mit zunehmender Erderwärmung weiter verschlimmern, warnen die Forscher. Der Amazonas steuere auf einen "Kipppunkt" zu.
Fehlender Regen und hohe Temperaturen hatten im Amazonas-Gebiet im Herbst eine schwere Dürre ausgelöst, die unter anderem zu Niedrigwasser in Flüssen und einem Fischsterben führte. In einem einzigen See verendeten binnen einer Woche mehr als 150 Delfine.
Aber auch für die Menschen hatte die Dürre schwere Folgen, es gab Ernteausfälle und Versorgungsengpässe. Weil sich die Menschen vor allem mit Booten auf dem Amazonas und seinen vielen Nebenflüssen fortbewegen, führte das Niedrigwasser auch zu Verkehrsproblemen.
Die WWA-Forscher befürchten, dass eine Kombination aus Klimawandel und Abholzung die Austrocknung und Erwärmung des Amazonas-Gebiets in Zukunft noch verschlimmern wird. Sie warnen vor einem beschleunigten Übergang vom tropischen Regenwald zur Savanne. Damit würde der Amazonas auch seine Funktion als wichtiger CO2-Speicher verliehen: Bisher speichert der Amazonas-Regenwald in seinen Bäumen und seinem Boden mehr als 100 Milliarden Tonnen CO2. Das entspricht mehr als dem Doppelten der jährlichen Emissionen weltweit.
"Der Amazonas könnte unseren Kampf gegen den Klimawandel entscheiden", erklärte die Professorin für Physikalische Ozean- und Klimawissenschaft an der brasilianischen Universität Santa Catarina, Regina Rodrigues. "Wenn wir den Wald schützen, wird er weiterhin als weltgrößter CO2-Speicher an Land funktionieren. Aber wenn wir zulassen, dass die vom Menschen verursachten Emissionen und die Abholzung den Kipppunkt erreichen, werden große Mengen Kohlendioxid freigesetzt, was unseren Kampf gegen den Klimawandel weiter erschwert."
Das WWA-Netzwerk, dem renommierte Klimawissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern wie die Deutsche Friederike Otto vom Londoner Imperial College angehören, widmet sich der sogenannten Attributionsforschung. Dieser relativ neue Zweig der Klimawissenschaft prüft, wie stark einzelne Extremwetterereignisse mit dem Klimawandel zusammenhängen. Dazu werden historische Wetterdaten und Klimamodellrechnungen genutzt.
(U.Kabuchyn--DTZ)