Deutsche Tageszeitung - Bergung von 400 Jahre altem Schiffswrack in Travemündung vor Lübeck begonnen

Bergung von 400 Jahre altem Schiffswrack in Travemündung vor Lübeck begonnen


Bergung von 400 Jahre altem Schiffswrack in Travemündung vor Lübeck begonnen
Bergung von 400 Jahre altem Schiffswrack in Travemündung vor Lübeck begonnen / Foto: © AFP

In der Travemündung bei Lübeck haben Experten am Montag mit der Bergung eines rund 400 Jahre alten Frachtseglers aus der Spätzeit der Hanse begonnen. Nach Angaben der Stadtverwaltung bargen Taucher einer Spezialfirma nach mehrtägigen Vorbereitungen ein erstes Wrackteil. Es handelte es sich um ein Stück eines Holzfasses, das einst zur Ladung des untergegangenen Schiffs gehört hatte.

Textgröße ändern:

Die Bergung und Dokumentation der historischen Überreste soll rund drei Monate dauern und im September abgeschlossen werden. Die Arbeiten laufen nach anerkannten wissenschaftlichen Standards und werden von Archäologen und Archäologinnen der schleswig-holsteinischen Stadt begleitet. Geplant sind unter anderem auch digitale 3D-Scans des Wracks und aller Fundstücke.

Das nach bisherigen Erkenntnissen aus dem 17. Jahrhundert stammende Schiff war bei Vermessungsarbeiten in der Travemündung vor Lübeck entdeckt worden, die Behörden gaben den archäologischen Fund vor rund zehn Monaten Ende Juli 2022 bekannt. Sie erhoffen sich davon wertvolle Erkenntnisse zur Geschichte Lübecks und den Handelsbeziehungen innerhalb des Städtebunds der Hanse, in dem Lübeck über Jahrhunderte hinweg eine Führungsrolle hatte.

Das rund 20 Meter lange Schiff sank den Experten zufolge mutmaßlich nach einem Unglücksfall, Holz aus dem Wrack wurde bei Untersuchungen auf die Zeit um das Jahr 1650 datiert. Womöglich gibt es auch einen Zusammenhang mit einer in Dokumenten aus dem Stadtarchiv erwähnten Havarie auf der Trave von 1680. Beladen war das Schiff mit mehr als 150 Fässern. Einige wurden bereits untersucht. Sie enthalten Brandkalk, ein Grundstoff für Baustoffe.

Nach Angaben der Stadt handelt es sich bei dem Wrackfund aus der Hansezeit um die erste Entdeckung ihrer Art in der südlichen Ostseeregion. Das teils im Sediment des Meerbodens versunkene Schiff ist demnach außergewöhnlich gut erhalten. Es soll geborgen und konserviert werden, weil es sich unter Wasser zersetzen oder durch Meeresströmungen und Schiffsverkehr zerstört werden könnte. Die Lübecker Bürgerschaft gab 2022 die nötigen Gelder frei.

Die Bergung des in elf Metern Wassertiefe liegenden Wracks erfolgt durch eine international tätige Fachfirma aus Polen. Dabei wird von einem in der Trave liegenden Arbeitsschiff aus agiert, das Archäologen und Tauchern als Basis dient. Zunächst wird nach Angaben der Stadt das Sediment mit Saugern entfernt, dann werden Fundstücke und Wrackteile Schicht für Schicht gehoben.

Lübeck war vom ausgehenden Mittelalter bis in die frühe Neuzeit eine bedeutende Handelsmetropole innerhalb der Hanse. Der Aufstieg der Stadt mit Zugang zur Ostsee begann im 13. Jahrhundert, Ende des 14. Jahrhunderts war Lübeck nach Köln zeitweise die zweitgrößte deutsche Stadt. Bis Ende des 17. Jahrhunderts verlor der Städtebund der Hanse seine einst große Bedeutung.

(M.Dorokhin--DTZ)

Empfohlen

Chef von US-Chiphersteller Nvidia lobt Chinas Beitrag zu KI-Entwicklung

Der Vorstandschef des US-Chipherstellers Nvidia, Jensen Huang, hat den Beitrag Chinas zur Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) gelobt. In der Volksrepublik seien "bedeutende Beiträge" zu jener Forschungsarbeit geleistet worden, die KI-Technologie nach vorne gebracht habe, sagte der in Taiwan geborene Huang am Samstag vor Reportern in Hongkong. "Offene Wissenschaft und offene Forschung im KI-Bereich sind absolut global", aus seiner Sicht werde "absehbar nichts etwas daran ändern".

Amazon investiert weitere vier Milliarden Dollar in KI-Startup Anthropic

Der Amazon-Konzern wird weitere vier Milliarden Dollar (3,84 Milliarden Euro) in das KI-Startup Anthropic investieren. Wie der US-Onlineversandhändler und das Startup am Freitag mitteilten, belaufen sich damit die bisherigen Gesamtinvestitionen auf acht Milliarden Dollar, mit denen Amazon Minderheitsaktionär der in San Francisco ansässigen Firma ist.

Nvidia toppt erneut die Erwartungen - und enttäuscht doch die Anleger

Der US-Chiphersteller Nvidia hat mit seinen neuesten Zahlen erneut die Erwartungen übertroffen - und doch die Anleger enttäuscht. Im dritten Quartal verzeichnete das Unternehmen einen Nettogewinn von 19,3 Milliarden Dollar (18,3 Milliarden Euro) - mehr als doppelt so viel wie im Vorjahresquartal (plus 109 Prozent). Experten hatten rund 17,4 Milliarden Dollar prognostiziert. Die Anleger hatten jedoch auf noch mehr gehofft, der Aktienkurs sank.

BGH befragt Europäischen Gerichtshof zu Tantiemen für Zweitnutzung von Texten

Im Streit zwischen Wissenschaftsautoren und der Verwertungsgesellschaft Wort über die Verteilung von Tantiemen zieht der Bundesgerichtshof (BGH) den Europäischen Gerichtshof (EuGH) zu Rate. Die europäischen Richterinnen und Richter sollen in dem Zusammenhang Fragen zum EU-Recht beantworten, wie der BGH am Donnerstag in Karlsruhe entschied. Geklärt werden soll, ob die Förderung kulturell bedeutender Werke aus den Einnahmen einer Verwertungsgesellschaft mit EU-Recht vereinbar ist. (Az. I ZR 135/23)

Textgröße ändern: