Hühnchen vom Biohof oder aus Legebatterie besser erkennen
Ein neuer Test soll besser erkennen, ob etwa ein Hühnchen vom Biohof oder aus der Massentierhaltung stammt. Zum Aufdecken unterschiedlicher Haltungsformen bei Hühnchen, aber auch bei Shrimps oder Lachs wollen Forscher den epigenetischen Fingerabdruck nutzen, wie das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg am Dienstag mitteilte. Bei dem Verfahren werden die charakteristischen Muster von chemischen Markierungen am Erbgut der Tiere analysiert.
Das Erbgut, die DNA, ist mit Millionen von chemischen Markierungen besetzt. Dabei handelt es sich um sogenannte Methylgruppen, die wichtige biologische Funktionen haben. Sie entscheiden darüber, welche Gene in der Zelle abgelesen und in Proteine übersetzt werden.
Im Gegensatz zur lebenslang stabilen Abfolge der DNA-Bausteine können die Methylmarkierungen neu angeheftet oder aber wieder entfernt werden - je nach Anpassung an biologische Gegebenheiten. Nach erfolgreichen Versuchen mit Marmorkrebsen weiteten die Forscher gemeinsam mit Experten des Chemieunternehmens Evonik die Analyse des Methylmusters auf Tiere aus, die auf dem Speiseplan des Menschen stehen.
Durch die Methylfingerabdrücke im Erbgut von Shrimps konnten sie beispielsweise Tiere aus verschiedenen Aufzuchtanlagen unterscheiden. Das Methylmuster von Lachsen aus langsam fließenden Flüssen weicht ab von dem ihrer Artgenossen, die in Gebirgsbächen lebten. Bei Hühnern wirkten sich der Haltungsbetrieb und dessen Futterangebot auf das Muster der Methylgruppen aus.
"Die Umwelt- und Lebensbedingungen hinterlassen bei allen untersuchten Organismen einen spezifischen Fingerabdruck im Methylom", erklärte Frank Lyko vom DKFZ. Dieser falle "bei einem Freilandhähnchen anders aus als bei einer Massentierhaltung im Stall". Auch Wildlachs könnte mit der neuen Testmethode demnach von Lachs aus Aquafarmen unterschieden werden.
Methylfingerabdrücke könnten den Forschern zufolge als wichtiger Biomarker die Möglichkeiten der Lebensmittelanalytik erweitern. Bislang sei das Verfahren noch zu aufwändig. Gemeinsam mit Evonik solle ein Testsystem entwickelt werden, das routinemäßig in der Lebensmittelanalytik eingesetzt werden kann.
(L.Svenson--DTZ)