Deutsche Tageszeitung - Lula besucht nach Tod von 36 Menschen durch Erdrutsche Katastrophengebiet

Lula besucht nach Tod von 36 Menschen durch Erdrutsche Katastrophengebiet


Lula besucht nach Tod von 36 Menschen durch Erdrutsche Katastrophengebiet
Lula besucht nach Tod von 36 Menschen durch Erdrutsche Katastrophengebiet / Foto: © Ubatuba Civil Defense/AFP

Nach dem Tod von mindestens 36 Menschen durch Erdrutsche und Überschwemmungen im Bundesstaat São Paulo hat Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva am Montag das Katastrophengebiet überflogen. Angesichts Dutzender Vermisster und der Zerstörungen rief Lula alle Beteiligten zur Zusammenarbeit auf. Nach sintflutartigen Regenfällen am Karnevalswochenende warnten Meteorologen vor neuen starken Niederschlägen.

Textgröße ändern:

"Es ist wichtig zusammenzuarbeiten", sagte Lula, nachdem er die Schäden vom Hubschrauber aus inspiziert hatte. "Wir müssen für die Opfer beten, aber auch dafür, dass es nicht weiter regnet, damit wir mit dem Wiederaufbau beginnen können", sagte der Staatschef vor Journalisten.

Besonders stark betroffen war die Küstenstadt São Sebastião, in der viele Menschen aus der rund 200 Kilometer entfernten Millionenmetropole São Paulo das Karnevalswochenende verbrachten. Mindestens 35 Menschen starben allein hier, im Ort Ubatuba kam zudem ein kleines Mädchen ums Leben. Ein zweijähriger Junge sowie eine gerade gebärende Schwangere konnten nach Behördenangaben aus Schlammmassen gerettet werden.

"Rund 40 Menschen wurden noch nicht gefunden", sagte der Feuerwehrchef von São Paulo, Brésil Michelle Cesar, dem Sender CNN Brazil.

Während Rettungsmannschaften Straßen von Geröll und Schlamm befreiten, schilderten Anwohner, wie sie fast alles durch die Erd- und Wassermassen verloren. "Alles wurde verschüttet. Wir konnten nichts retten, ich bin nur froh, dass ich es mit meinen Kindern rausgeschafft habe", sagte Patricia da Silva.

"Wir haben diesen entsetzlichen Lärm von fallenden Bäumen und splitterndem Glas gehört. Das Wasser kam direkt durch unser Badezimmerfenster gerauscht, es ist einfach explodiert", erzählte Cristina Caetano der Nachrichtenagentur AFP in der Strandsiedlung Juquehy in São Sebastião. Die 41-Jährige konnte den Wassermassen zusammen mit ihrem Mann und beiden Kindern entkommen.

Wie der Bürgermeister von São Sebastião, Felipe Augusto, mitteilte, stürzten in der Stadt fast 50 Wohngebäude durch einen Erdrutsch ein. Unter den Trümmern würden noch Verschüttete vermisst. Die Lage in der Stadt sei "extrem" kritisch, betonte Augusto.

In der Küstenregion nördlich der Millionenmetropole São Paulo wurden mindestens 766 Menschen infolge der Überflutungen obdachlos, 1730 mussten ihre Wohnungen verlassen. Rund 500 Rettungshelfer, Soldaten und Polizisten wurden in das Katastrophengebiet entsandt, um bei der Suche nach Vermissten und den Aufräumarbeiten zu helfen.

Über fünf Küstenstädte wurde der Notstand verhängt, dort wurden durch Erdrutsche wichtige Straßen unpassierbar.

An dem Katastropheneinsatz beteiligten sich außer Feuerwehr und Zivilschutz auch die Militärpolizei und die Armee. Die Karnevalsveranstaltungen in São Sebastião und anderen Orten wurden abgesagt.

Nach Angaben der Stadtverwaltung waren in São Sebastião innerhalb von 24 Stunden 600 Millimeter Regen gefallen. Das entspricht der doppelten Menge, die üblicherweise in einem ganzen Monat fällt.

Im Fernsehen und in Onlinenetzwerken veröffentlichte Bilder zeigen, wie ganze Viertel in São Sebastião unter Wasser stehen und Trümmer von Häusern weggespült werden. Auch überflutete Autobahnen und durch umgestürzte Bäume beschädigte Autos sind darauf zu sehen.

Bei der Pressekonferenz warnte Lula davor, weiterhin "Häuser an Orten zu bauen, wo die Bewohner durch starke Regenfälle sterben können". Das Nationale Zentrum zur Überwachung von Naturkatastrophen schätzt, dass in Brasilien rund 9,5 Millionen Menschen in erdrutsch- und hochwassergefährdeten Gebieten leben, viele von ihnen in den Favelas genannten Armenvierteln.

Brasilien wurde zuletzt mehrfach von verheerenden Unwettern heimgesucht. Im vergangenen Jahr waren bei Überschwemmungen und Erdrutschen in der Stadt Petrópolis im Südosten Brasiliens mehr als 230 Menschen ums Leben gekommen. Derartige Wetterextremereignisse nehmen infolge des Klimawandels zu.

(M.Dorokhin--DTZ)

Empfohlen

Chef von US-Chiphersteller Nvidia lobt Chinas Beitrag zu KI-Entwicklung

Der Vorstandschef des US-Chipherstellers Nvidia, Jensen Huang, hat den Beitrag Chinas zur Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) gelobt. In der Volksrepublik seien "bedeutende Beiträge" zu jener Forschungsarbeit geleistet worden, die KI-Technologie nach vorne gebracht habe, sagte der in Taiwan geborene Huang am Samstag vor Reportern in Hongkong. "Offene Wissenschaft und offene Forschung im KI-Bereich sind absolut global", aus seiner Sicht werde "absehbar nichts etwas daran ändern".

Amazon investiert weitere vier Milliarden Dollar in KI-Startup Anthropic

Der Amazon-Konzern wird weitere vier Milliarden Dollar (3,84 Milliarden Euro) in das KI-Startup Anthropic investieren. Wie der US-Onlineversandhändler und das Startup am Freitag mitteilten, belaufen sich damit die bisherigen Gesamtinvestitionen auf acht Milliarden Dollar, mit denen Amazon Minderheitsaktionär der in San Francisco ansässigen Firma ist.

Nvidia toppt erneut die Erwartungen - und enttäuscht doch die Anleger

Der US-Chiphersteller Nvidia hat mit seinen neuesten Zahlen erneut die Erwartungen übertroffen - und doch die Anleger enttäuscht. Im dritten Quartal verzeichnete das Unternehmen einen Nettogewinn von 19,3 Milliarden Dollar (18,3 Milliarden Euro) - mehr als doppelt so viel wie im Vorjahresquartal (plus 109 Prozent). Experten hatten rund 17,4 Milliarden Dollar prognostiziert. Die Anleger hatten jedoch auf noch mehr gehofft, der Aktienkurs sank.

BGH befragt Europäischen Gerichtshof zu Tantiemen für Zweitnutzung von Texten

Im Streit zwischen Wissenschaftsautoren und der Verwertungsgesellschaft Wort über die Verteilung von Tantiemen zieht der Bundesgerichtshof (BGH) den Europäischen Gerichtshof (EuGH) zu Rate. Die europäischen Richterinnen und Richter sollen in dem Zusammenhang Fragen zum EU-Recht beantworten, wie der BGH am Donnerstag in Karlsruhe entschied. Geklärt werden soll, ob die Förderung kulturell bedeutender Werke aus den Einnahmen einer Verwertungsgesellschaft mit EU-Recht vereinbar ist. (Az. I ZR 135/23)

Textgröße ändern: