Amnesty dringt auf Entschädigung für Klimaschäden in armen Ländern
Vor der UN-Klimakonferenz in Ägypten fordern Menschenrechts- und Hilfsorganisationen die reichen Industriestaaten auf, Entwicklungs- und Schwellenländer für Klimaschäden zu entschädigen und ihnen bei Investitionen in den Klimaschutz zu helfen. Es sei "höchste Zeit, dass die Industriestaaten Verantwortung für die Folgen ihrer Emissionen der vergangenen Jahrzehnte übernehmen und Wiedergutmachung für Klimaschäden weltweit leisten", erklärte die Klimaexpertin von Amnesty International in Deutschland, Annelen Micus, am Freitag.
"Der Globale Norden hat die Klimakrise hauptsächlich verursacht, doch die Menschen im Globalen Süden sind am stärksten von den verheerenden Klimakatastrophen betroffen", fügte Micus hinzu. Bei der am Sonntag startenden UN-Konferenz in Scharm el-Scheich müssten die Industriestaaten "einen verbindlichen Finanzierungsmechanismus für klimabedingte Schäden sowie Verluste beschließen und angemessenen finanziell ausstatten". Die Bundesregierung spiele hier eine Schlüsselrolle.
Auch der Klimaexperte der Hilfsorganisation Oxfam in Deutschland, Jan Kowalzig, forderte konkrete Schritte in Scharm el-Scheich. Die COP27 müsse "dringend den Weg ebnen für geeignete Instrumente und Einrichtungen, über die die betroffenen Länder durch die Verursacher der Klimakrise verlässlich und ausreichend unterstützt werden können".
Die Hilfsorganisation ONE erinnerte die reichen Länder an bereits erfolgte Finanzierungszusagen. Bei der Klimakonferenz in Kopenhagen 2009 seien "den ärmeren Ländern jährlich 100 Milliarden US-Dollar für Klimainvestitionen" zugesagt worden - "bisher wurden insgesamt erst 83 Milliarden US-Dollar bereitgestellt", erklärte ONE. "Vor allem Afrika braucht die zugesagten Klimamittel, um die Folgen der Klimakrise zumindest abzufedern - nicht irgendwann, sondern jetzt", erklärte der Direktor von ONE Deutschland, Stephan Exo-Kreischer.
Von der Bundesregierung forderte ONE, die bisher zugesagten Mittel für Klimainvestitionen kurzfristig von vier auf sechs Milliarden Euro pro Jahr zu erhöhen. Spätestens ab 2025 solle Deutschland acht Milliarden Euro im Jahr bereitstellen.
"Bei dieser UN-Klimakonferenz wird es endlich darum gehen müssen, dass Verursacher(staaten) für klimabedingte Schäden und Verluste sowie für die notwendigen Anpassungen an die Klimakrise finanziell aufkommen", erklärte auch Karola Knuth vom BUND. "Außerdem müssen weitere radikale Emissionsminderungen beschlossen werden, um dem Strudel anhaltender Krisen zu entkommen."
Die 27. Weltklimakonferenz beginnt am Sonntag und soll bis zum 18. November dauern. Die Frage einer größeren Unterstützung ärmerer Staaten durch die wohlhabenden und für einen Großteil der klimaschädlichen CO2-Emissionen verantwortlichen Länder soll in Scharm el-Scheich eine zentrale Rolle spielen.
(L.Møller--DTZ)