Bitkom: Deutsche Bevölkerung besorgt um mögliche Cyberattacken aus Russland
Die Menschen in Deutschland fürchten wegen des Ukraine-Kriegs mögliche Cyberangriffe auch gegen die Bundesrepublik. Das ergab eine Umfrage des Digitalverbands Bitkom. "Die Deutschen reagieren mit großer Sorge auf den Ukraine-Krieg", sagte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder am Dienstag: Beunruhigt seien sie sowohl mit Blick auf die Sicherheit des Landes als auch auf ihre persönliche Sicherheit. Das Vertrauen in offizielle Stellen und die Abwehrfähigkeiten der Bundeswehr sei gering.
In der Umfrage, für die im März mehr als 1000 Menschen im Alter ab 16 Jahren telefonisch befragt wurden, äußerten 75 Prozent der Teilnehmer Angst vor einem Cyberangriff auf die Bundesrepublik. 20 Prozent fürchten demnach gar, dass ein solcher digitaler Angriff in einen militärischen Konflikt eskalieren könnte.
59 Prozent der Befragten äußerten sich auch besorgt, persönlich durch Cyberangriffe auf kritische Infrastrukturen betroffen zu sein. Jeder vierte hat demnach zudem Angst, dass sich Cyberattacken auch gegen die persönlichen Geräte richten könnten.
Konkrete Konsequenzen hat die Angst vor Cyberangriffen jedoch selten: Lediglich ein Drittel der Befragten gab an, zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen für private Geräte getroffen zu haben. Für 28 Prozent der vorsichtigen Internetnutzer bedeutet dies lediglich, beim Surfen im Netz aufmerksamer zu sein. Nur jeder siebte Befragte trifft konkrete Vorkehrungen wie regelmäßige Aktualisierungen der Sicherheitssoftware (14 Prozent), zusätzliche Sicherheitskopien der Daten (zwölf Prozent) oder eine Aktualisierung der Passwörter (neun Prozent).
Das Vertrauen in Behörden und die deutsche Bundeswehr ist laut Umfrage gering: 87 Prozent der Befragten sehen die Bundeswehr nicht in der Lage, Deutschland im Cyberraum zu verteidigen. 67 Prozent fordern deshalb mehr Investitionen in die Abwehrfähigkeiten der Bundeswehr im digitalen Raum. 72 Prozent der Befragten halten außerdem mehr Investitionen in die Sicherheit von kritischer Infrastruktur für sinnvoll, 65 Prozent den Aufbau eines digitalen Katastrophenschutzes. Bitkom-Hauptgeschäftsführer Rohleder forderte daher, einen Teil des für die Bundeswehr vorgesehenen Sondervermögens von 100 Milliarden Euro in den Ausbau der Verteidigungsfähigkeit im Cyberraum zu investieren.
Der Krieg im digitalen Raum dreht sich häufig um Informationen und Deutungshoheit - seit Beginn des Ukraine-Kriegs sind 56 Prozent der Befragten im Internet mit Falschinformationen in Berührung gekommen. Die wichtigste Informationsquelle über den Krieg sind laut Umfrage Fernsehen und Radio - 98 Prozent der Befragten beziehen hier einen Teil ihrer Informationen. 62 Prozent nutzen Nachrichtenseiten im Internet - nur fünf Prozent die Seiten von Behörden und Ministerien. "An der Stelle müssen wir nachlegen, wir müssen dafür sorgen, dass unsere Behörden wieder zu Referenzquellen werden neben den Medien, wenn es um kriegerische Auseinandersetzung geht", sagte Rohleder.
(L.Svenson--DTZ)