Studie: Nur sehr wenige Mütter geben Coronavirus an Neugeborene weiter
Nur sehr wenige Mütter, die bei der Geburt mit dem Coronavirus infiziert sind, geben das Virus an ihre neugeborenen Babys weiter. Laut einer Studie, die am Mittwoch im Fachmagazin "British Medical Journal" veröffentlicht wurde, werden weniger als ein Prozent der Babys positiver Frauen in den ersten 48 Stunden nach der Geburt ebenfalls positiv getestet. Insgesamt gibt es in den Tagen nach der Geburt demnach bei weniger als zwei Prozent der Babys einen positiven Test.
Die Hauptautorin Shakila Thangaratinam, die an der Universität im englischen Birmingham forscht, sprach von einer "äußerst beruhigenden Nachricht für Eltern und werdende Eltern".
Für ihre Studie werteten Thangaratinam und ihr Team fast 500 bereits vorliegende Studien mit fast 29.000 Müttern aus. Sie bietet nach Angaben der Forscher den bisher umfassendsten Überblick über das Risiko einer Übertragung von einer Mutter auf ihr neugeborenes Kind. Von insgesamt 592 Neugeborenen, bei denen Daten darüber vorlagen, wie und wann sie sich mit dem Coronavirus angesteckt hatten, infizierten sich demnach nur sieben im Mutterleib und zwei während der Geburt.
Die Studie stellte jedoch ein höheres Risiko bei schweren Krankheitsverläufen fest: Wenn die Mutter auf die Intensivstation eingeliefert werden musste oder starb, wurde auch das Baby mit größerer Wahrscheinlichkeit positiv getestet.
Insgesamt infizieren sich Babys positiver Mütter der Studie zufolge mit größerer Wahrscheinlichkeit erst nach der Geburt. Zum Schutz vor einer Übertragung empfiehlt Thangaratinam Müttern und Klinikpersonal, Masken zu tragen und andere Hygieneregeln zu beachten. Auch soll die Zahl der Menschen, die mit dem Neugeborenen in Kontakt kommen, möglichst klein gehalten werden.
Laut der Studie gibt es keine Hinweise darauf, dass Mütter das Coronavirus beim Stillen über die Muttermilch an ihr Baby weitergeben. Die Forscher stellten auch keinen Zusammenhang zur Geburtsmethode oder zu Frühgeburten fest. Auf Basis der bisherigen Erkenntnisse seien Maßnahmen wie Kaiserschnitte, eine Trennung von Mutter und Kind unmittelbar nach der Geburt oder das Füttern mit Säuglingsnahrung nicht erforderlich, um eine Virusübertragung auf das Baby zu vermeiden.
Auch die Forscherin Catherine McLean Pirkle von der University of Hawaii, die nicht selbst an der Studie beteiligt war, nannte die Ergebnisse "beruhigend". Sie beklagte aber einen Mangel an qualitativ hochwertigen Daten und forderte mehr Forschung zu dem Thema.
(W.Budayev--DTZ)