"Fall Mollaei": Judo-Weltverband verhängt Schutzsperre gegen iranischen Verband
Der Judo-Weltverband IJF hat im Fall des iranischen Weltmeisters Saeid Mollaei, der bei der WM in Tokio nach Druck von politischer Seite absichtlich verloren hatte, eine Schutzsperre gegen Irans Verband verhängt. Wie der Weltverband am Mittwoch mitteilte, habe der iranische Verband unter anderem gegen den IJF-Ethikcode und die olympische Charta verstoßen. Der Iran ist damit ab sofort von allen Wettbewerben ausgeschlossen.
Mollaei hatte berichtet, er sei in Tokio von seinem Verband mit Drohungen gegen ihn und seine Familie gezwungen worden, im Halbfinale absichtlich gegen den Belgier Matthias Casse zu verlieren, um in einem möglichen Finale nicht gegen den Israeli Sagi Muki antreten zu müssen. Auch im Kampf um Bronze bot er nach eigener Aussage kaum Gegenwehr. Der Iran und Israel sind politisch verfeindet.
Mollaei flüchtete laut Medienberichten nach Berlin, um in Deutschland Asyl zu beantragen. IJF-Präsident Marius Vizer gab dem Athleten Rückendeckung und stellte ihm in Aussicht, bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio im Flüchtlingsteam des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) antreten zu können. Die Entscheidung darüber liegt in den Händen des IOC und dessen Präsidenten Thomas Bach.
Mollaei war das jüngste Opfer der Boykotthaltung zahlreicher islamischer Länder gegenüber Israel. In der Vergangenheit hatte es bereits unzählige Fälle gegeben. Bei der WM in Japan hatte sich im Halbfinale zudem auch der Ägypter Mohamed Abdelaal geweigert, gegen den Israeli Muki anzutreten.
(T.W.Lukyanenko--DTZ)