Eine Tote in Frankreich nach Algeriens Afrika-Cup-Erfolg
Eine Tote, mehrere Verletzte und über 70 Festnahmen: Eskalierte Feiern tausender algerischstämmiger Fans nach dem Halbfinal-Einzug ihrer Fußball-Nationalmannschaft beim Afrika-Cup in Ägypten haben in mehreren französischen Städten zu einer Bilanz des Schreckens geführt. In Montpellier wurde eine Frau in einer Menschenmasse durch ein zu schnell fahrendes Auto eines Algeriers getötet, während ihr einjähriges Baby bei dem Unfall schwer und ihre 17 Jahre alte Tochter leicht verletzt wurden.
Regierungsangaben zufolge erlitten insgesamt zehn Polizisten bei Ausschreitungen leichte Verletzungen. In Paris plünderten auf dem berühmten Prachtboulevard Champs-Elysees Dutzende Krawallmacher zwei Ladenlokale und zerstörten Schaufenster weiterer Geschäfte. Neben dem mutmaßlichen Todesfahrer von Montpellier nahm die Polizei in der Nacht zum Freitag landesweit 72 Randalierer in Gewahrsam.
"Die Zerstörungen und Vorkommnisse sind inakzeptabel", kommentierte Frankreichs Innenminister Christophe Castaner am Freitag die gewalttätigen Ausschreitungen. In Frankreich leben viele Menschen algerischer Herkunft. Zwischen den Migranten aus Frankreichs ehemaliger Kolonie in Nordafrika und der einheimischen Bevölkerung herrschen seit langer Zeit starke Spannungen.
In Montpellier verlor ein 21-Jähriger in Euphorie über Algeriens 4:3-Viertelfinalsieg über die Elfenbeinküste im Elfmeterschießen bei einer Fahrt mit überhöhter Geschwindigkeit die Kontrolle über sein Auto und erfasste mit dem Fahrzeug eine zufällig vorbeigehende Mutter und ihre beiden Kinder. Für die Frau kam jede Hilfe zu spät, ihr Kleinkind musste mit schweren Verletzungen in die Notaufnahme eingeliefert werden, während die ältere Tochter mit einer leichten Fußgelenkverletzung Glück im Unglück hatte.
Über die Champs-Elysees zog sich nach einer Feier von mehr als 3000 Menschen eine Spur der Verwüstung. Rowdies stürmten ein Motorrad-Geschäft sowie einen benachbarten Laden und stahlen neben Krafträdern auch Schutzhelme und Handschuhe. Alleine in Paris nahm die Polizei bei ihrem Einsatz mit Tränengas 40 Personen vorübergehend fest. Zur festgesetzten Gruppe gehörten auch zehn Minderjährige, die mit Feuerwerkskörpern und anderen Wurfgeschossen die Beamten attackiert hatten.
In Marseille geriet der Jubel von rund 9000 Algerien-Fans außer Kontrolle. Zur Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung setzte die Polizei auch in der südfranzösischen Hafenstadt Tränengas ein. Zehn Sicherheitskräfte mussten wegen leichterer Verletzungen behandelte werden.
Auch aus anderen Städten meldeten die Polizeipräfekturen Krawalle. In Lyon randalierten Sympathisanten der "Wüstenfüchse", die in Ägypten erstmals seit 2010 wieder im Afrika-Cup-Halbfinale stehen, ebenso wie in Roubaix, wo 14 Personen festgenommen wurden. In Tours holten gebürtige Algerier auf einem großen Platz die Tricolore von einem Fahnenmast und hissten stattdessen die algerische Nationalflagge.
(Y.Leyard--DTZ)