Ex-Bundestrainer Lambertz kritisiert DSV: "Insellösungen sind Zufallsprodukte"
Ex-Bundestrainer Henning Lambertz hat vor der am Freitag beginnenden WM in Südkorea dem Deutschen Schwimm-Verband (DSV) Konzeptlosigkeit vorgeworfen. "Im Moment darf jeder trainieren, wie er möchte", sagte der 48-Jährige, der im Dezember zurückgetreten war, dem Sport-Informations-Dienst (SID): "Insellösungen sind Zufallsprodukte. Um das deutsche Schwimmen wieder konkurrenzfähig zu machen, braucht man jedoch ein System, eine klare Idee."
Der Magdeburger Bundesstützpunkttrainer Bernd Berkhahn und der ehemalige saarländische Landestrainer Hannes Vitense führen seit Jahresbeginn als Verantwortliche die Nationalmannschaft und setzen auf individuelles Training der Schwimmer. "Ich darf als Bundestrainer nicht darauf hoffen, dass die künstlerische Freiheit jedes Einzelnen dazu führt, dass wir wieder erfolgreich sind", kritisierte Lambertz: "Das hatten wir schon, es hat nicht geklappt, das hat man an den zwei Nullnummern bei Olympia gesehen."
In Einzelfällen könnten solche individuellen Lösungen "kurzfristig funktionieren und auch bei der WM und Olympia in Tokio zu Medaillen führen, aber nicht flächendeckend und ausreichend quantitativ". So gilt Berkhahns Schützling Florian Wellbrock, Europameister über 1500 m Freistil, als großer Hoffnungsträger sowohl im Becken als auch im Freiwasser. "Aber irgendwann hört auch er auf, was dann?", fragte Lambertz.
Der Wuppertaler war aus persönlichen Gründen, aber auch wegen Differenzen mit dem neuen Leistungssportdirektor Thomas Kurschilgen zurückgetreten. Seit Februar arbeitet er als Lehrer an einer Realschule. Ganz hat er die Trainertätigkeit aber nicht aufgegeben. Lambertz betreut den früheren Weltmeister Marco Koch und dessen Freundin Reva Foos, die bei der WM in Gwangju (12. bis 28. Juli) an den Start gehen.
(T.W.Lukyanenko--DTZ)