Vogts beurteilt Situation der Bundesliga-Trainer als "höchst bedenklich"
Der ehemalige Bundestrainer und Europameister-Coach von 1996, Berti Vogts, sieht den Stellenwert und den Einfluss der Fußballlehrer schwinden. "Die Situation der Bundesliga-Trainer ist höchst bedenklich", schrieb der 72-Jährige in seiner Kolumne für t-online.de.
Deshalb würde er heute keinen Vertrag mehr als Bundesliga-Trainer unterschreiben wollen. Und er sei sich sicher, "dass einige meiner erfolgreichsten Kollegen wie zum Beispiel Hennes Weisweiler, Otto Rehhagel, Udo Lattek oder Ernst Happel das auch nicht tun würden".
Laut des 96-maligen Nationalspielers und Weltmeisters von 1974 sei der Einfluss des Coaches in der heutigen Klub-Hierarchie gesunken: "Das größte Problem und die Wurzel allen Übels ist meiner Meinung nach, dass den Trainern die Macht fehlt. Nur die wenigsten haben wirklich noch einen Einfluss auf die Zusammenstellung des Kaders - dabei ist sie meiner Erfahrung nach die häufigste Ursache für eine sportliche Krise."
Vogts kritisiert die häufigen und oft kurzfristigen Entlassungen. "Standardmäßig gibt es einen Sportvorstand, einen Sportdirektor, einen Kaderplaner - und dann irgendwann kommt in der Hierarchie der Trainer. Wenn er Glück hat, an vierter Stelle. Gleichzeitig ist er aber der Erste, der für Misserfolge verantwortlich gemacht wird und seinen Job abgeben muss."
Als Vorbild propagiert Vogts die englische Premier League mit ihrem Teammanager-System. "Der Erfolg des englischen Fußballs liegt nicht nur in ihrem finanziellen Vorteil begründet", betonte der Ex-Nationalcoach, "auch ihr Modell des Teammanagers, dem alle anderen Abteilungen des Vereins untergeordnet sind, ermöglicht für mich am ehesten eine langfristige sportliche Entwicklung." Positive Beispiele seien Champions-League-Sieger FC Liverpool unter Jürgen Klopp sowie Englands Meister Manchester City mit Pep Guardiola.
(Y.Leyard--DTZ)