Dopingkrise: Russlands Sportminister warnt vor voreiligen Schlüssen
Russlands Sportminister Pawel Kolobkow hat nach dem Bekanntwerden von 298 verdächtigen Fällen vor einer vorschnellen Verurteilung seiner Sportler in der Dopingkrise gewarnt. "Anstatt schnelle Schlüsse zu ziehen, sollten wir auf die Ergebnisse der Untersuchung warten", sagte er laut der russischen Nachrichtenagentur Tass: "Anhand der Ergebnisse werden die internationalen Sportverbände entscheiden, ob die Beweise ausreichen oder nicht."
Zudem versprach Kolobkow ein hartes Vorgehen gegen Dopingsünder. "Falls ein Sportler die Anti-Doping-Regularien verletzt hat, wird er disqualifiziert. Russland unterstützt sauberen Sport." Am Dienstag hatte die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) mitgeteilt, dass im Zuge der Auswertung von Daten aus dem Moskauer Kontrolllabor 298 Fälle mit besonders verdächtigen Werten aufgetreten seien. Davon wurden nun die ersten 43 Beweispakete zusammengestellt und den jeweiligen Verbänden geschickt.
Bei Fällen, in denen ein Verband nach Ansicht der WADA nicht angemessen handelt, werde sie den Sachverhalt selbst überprüfen. Die WADA behält sich auch das Recht vor, entsprechende Fälle dem Internationalen Sportgerichtshof CAS vorzulegen.
Ein Expertenteam der WADA hatte im Januar die Daten aus dem sogenannten Labor-Informations- und Management-System (LIMS) gesichert. In dem Datensatz enthalten sind alle Doping-Testdaten zwischen Januar 2012 und August 2015. In diesem Zeitraum sollen im Moskauer Labor systematisch positive Tests vertuscht worden sein. Die WADA erhielt neben Analysedaten 4524 A- und B-Proben von russischen Athleten, die im Dopingverdacht stehen.
(B.Izyumov--DTZ)