"Schnickser" Neuer wie Robbery: Mutig und kreativ
Langeweile – oder einfach nur unfassbare Coolness? "Schnickser" Manuel Neuer hat mit seinem lässigen Dribbling von Borissow seine Mitspieler begeistert und die Chefs verblüfft. "Die Mitspieler haben mir in der Kabine gesagt, dass die Bild-Zeitung schon titelt, dass ich Robbery ersetze. Da müssen wir mal meinen Trainer bei Bayern fragen, was er vorhat mit mir", sagte der Nationaltorhüter der Bild.
Die in München jüngst verabschiedeten Offensivstars Franck Ribery und Arjen Robben hätten es jedenfalls nicht eleganter lösen können als Neuer, der im EM-Qualifikationsspiel in Weißrussland (2:0) in der 32. Minute weit aus seinem Strafraum geeilt und an der Torauslinie den gegnerischen Stürmer Juri Kowalew gleich zweimal ausgetanzt hatte.
Eine waghalsige Trickserei des Kapitäns beim Stande von nur 1:0, fand jedenfalls DFB-Direktor Oliver Bierhoff: "Ich habe gedacht: Wahrscheinlich hat er ein bisschen Langeweile gehabt. Das war recht mutig bei dem Spielstand."
Für Neuer war die Aktion aber notwendig. "Ich wollte nicht dribbeln, aber ich hatte keine direkte Anspielmöglichkeit", sagte Neuer, "deshalb habe ich nochmal aufgezogen. Beim zweiten Mal war immer noch niemand da, das hat sich einfach so ergeben, war nichts Geplantes." Aber gekonnt.
Die Fans, auch die weißrussischen, reagierten ebenso mit Applaus wie die Kollegen. "Er könnte bei uns auch auf der Sechs oder ein bisschen weiter vorne spielen, so kreativ wie er da hinten rumgeschnickt hat", sagte Joshua Kimmich: "Man sieht, dass er Selbstvertrauen hat und Bock zu spielen. Das tut uns als Mannschaft sehr gut."
Dass Neuer (33) auch ein guter Feldspieler geworden wäre, ist keine neue Erkenntnis, doch seine technischen Fähigkeiten überraschen immer wieder. "Ich habe einiges gelernt von meinen Mitspielern in der Vergangenheit, da kann man sich schon was abschauen", sagte der Münchner.
Neuer, betonte Bierhoff, könne derartige Situationen "gut einschätzen - und natürlich war es eine tolle Aktion für ihn". Der Torwart spiele "immer gerne mit und ist ganz froh, wenn er ein bisschen Aktion hat". So wie in der 30. Minute, als er beim Kopfball von Nikita Naumow seinem eigentlichen Job nachging: Bälle halten. Auch dies in überragender Manier. "Man hat gesehen: Er ist bereit", sagte Bierhoff über die Nummer eins.
(L.Svenson--DTZ)